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Sonnenflecken: Rekord bahnt sich an  
  Heuer hat sich die Sonne außergewöhnlich ebenmäßig und fleckenfrei präsentiert. Setzt sich der Trend fort, wird sie nach Meinung von Fachleuten noch "makelloser" sein als im bisherigen Rekordjahr 1913.  
Doch auch wenn das Minimum nicht unterboten werden sollte, wird 2009 in die Geschichte der Sonnenfleckenforschung eingehen, erklärt der US-Physiker David Hathaway vom Marshall Space Flight Center der NASA. "Wenn wir 100 Jahre zurück gehen, sehen wir, dass das Minimum 1913 ähnlich lang und tief war wie dieses."
Fleckenzyklus dauert durchschnittlich elf Jahre
Sonnenflecken treten nicht zufällig, sondern in Zyklen auf. Sie dauern allerdings nicht gleich lange, ihr Durchschnittswert liegt bei etwa elf Jahren. Seit Beginn systematischer Beobachtungen hat die Sonne 23 solcher Zyklen absolviert, der aktuelle 24. Zyklus begann Anfang Jänner 2008.

Ausgeprägt fleckenfreie Phasen treten meist einige Monate nach dem Zykluswechsel auf. Vollkommen "unbefleckte" Monate gab es bislang sehr selten: August 2008 war ein solcher, davor hatte es so ein Ausnahmeereignis im Jahr 1913 gegeben.
->   NASA: Sunspots at Solar Maximum and Minimum
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"Kalte" Sonnenflecken
Sonnenflecken zeigen im sichtbaren Licht die aktivsten Regionen der Sonne an. Gegenüber der Oberflächentemperatur der Sonne von 6.000 Grad beträgt jene im Kern eines Sonnenflecks nur etwa 4.000 Grad. Aufgrund des Temperaturkontrastes erscheinen diese Regionen deshalb dunkel bis schwarz. Sie weisen eine magnetische Polung mit Nord- und Südpol auf. Bei Zykluswechseln kehrt sich diese Polung um.
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Maunder und Spörer: Zwei Pioniere ...
Das derzeitige Sonnenfleckenminimum ist zwar ausgeprägt. Mit den "großen" Minima der Vergangenheit kann es aber noch nicht verglichen werden. Das sogenannte Maunder-Minimum dauerte beispielsweise von 1645 bis 1715 - also 70 Jahre - und wurde erst im Nachhinein erkannt. Denn: Mit der systematischen Beobachtung der dunklen Flecken auf der Sonne hatte erst einige Zeit zuvor Galileo Galilei begonnen.

Der englische Astronom Edward Walter Maunder (1851-1928) durchstöberte um 1893 die Archive des Royal Greenwich Observatoriums und entdeckte dabei jenes historische Minimum, das später nach ihm benannt wurde. Maunder war ab 1875 Mitglied der Royal Astronomical Society in London. Er wurde durch seine Arbeiten zum Sonnenmagnetismus und dessen Einfluss auf die Erde bekannt.
... zwei historische Minima
 


Zu diesen Studien angeregt hatten Maunder die Forschungen des deutschen Astronomen Gustav Spörer (1822-1895), der sich mit der Wanderung der auftretenden Sonnenflecken von Norden nach Süden beschäftigte. Auch nach ihm ist ein historisches Minimum benannt, das sich von 1420 bis 1570 erstreckte.

Spörer war 1874 aus dem Schuldienst an das Observatorium in Potsdam gewechselt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1894 als Astronom arbeitete. Seinen Arbeitsschwerpunkt bildeten eben die Sonneflecken und deren zyklisches Auftreten. Das Spörer-Minimum lässt sich nur mehr indirekt durch chemische Analyse des Gehalts bestimmter Kohlenstoff-Isotope in Baumringen nachweisen.
Nächstes Maximum 2011
Bild: SOHO (ESA & NASA)
Riesiger Sonnenfleck im Jahr 2000, Größenvergleich Erde.
Worauf die Schwankungen in der Sonnenaktivität zurückzuführen sind, ist übrigens noch nicht endgültig geklärt. Fest steht zumindest, dass das Phänomen mit der Zirkulation von heißem Plasma in der Sonne zusammenhängt. Das nächste Maximum der Sonnenaktivität ist für 2011/12 vorausgesagt. Geht es nach David Hathaway und Robert Wilson von der NASA, dann wird es ein starkes Maximum werden.

Die damit verbundene verstärkte Sonnenstrahlung könnte für Astronauten eine Gefahr darstellen. Mehr Sonnenflecken bedeutet auch: Störungen von Satellitenverbindungen, im Funkverkehr, bei elektrischen und Hochspannungsanlagen.

Allerdings hat der Aktivitätswechsel der Sonne auch positive Seiten - er ist etwa für fantastische Polarlichter verantwortlich, die sogar in unseren Breiten gesehen werden können. Das übernächste Maximum um 2022 sollte dann im Gegensatz dazu ein sehr schwaches sein, sofern die Forschung nicht zu neuen Erkenntnissen kommt.
Einfluss auf das Klima?
Es wird vermutet, dass eine geringere Sonnenfleckenzahl (bzw. die damit einhergehende geringere Strahlungsintensität) Einfluss auf das Erdklima hat. Das Maunder-Minimum fiel beispielsweise mit den Jahren der Kleinen Eiszeit zusammen. Dies wird als Indiz dafür gesehen, dass diese These richtig ist.

Dagegen spricht indes: In diesen Zeitraum gab auch eine Reihe von Vulkanausbrüchen, die viel Staub und Asche in die Erdatmosphäre befördert und so wesentlich zur globalen Abkühlung beigetragen haben. Wie groß der Einfluss der Sonnenaktivität auf das Erdklima wirklich ist, wissen Sonnenforscher noch nicht.

Manfred W.K. Fischer, freier Journalist, 30.3.2009
->   Sonnenfleck - Wikipedia
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->   Historischer Tiefstand der Sonnenwinde
->   Neuer Zyklus der Sonnenaktivität hat begonnen
 
 
 
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01.01.2010