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"Nach Adam Riese": Schöpfer starb vor 450 Jahren  
  Wer im Alltag korrekt rechnet, beruft sich gerne auf Adam Riese. Der Rechenmeister stammte ursprünglich aus dem Ort Staffelstein in Bayern. Historiker vermuten, dass er heute vor 450 Jahren gestorben ist.  
Was vielen unbekannt ist: Adam Riese hieß eigentlich Adam Ries. Dass er oft nur mit angehängtem "e" bekannt ist, geht auf die Grammatik seiner Zeit zurück. "Damals wurden auch Personennamen dekliniert", erklärt Annegret Münch, Chefin des Adam-Ries-Museums in Annaberg-Buchholz.

Und das Wörtchen "nach" verlangt nun einmal den Dativ - es wurde eine damals übliche e-Endung angehängt.
Ein früher Finanzberater
Nach Annaberg, mit rund 15.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt in Sachsen, kam Ries 1522 oder 1523. Der Rechenmeister, damals wegen des aufkommenden Geldhandels ein wichtiger Beruf, wurde, wie viele andere auch, von der boomenden Bergbaustadt angezogen.

Rasch stieg er zum Vertrauensmann von Fürsten und Kaufleuten auf, hatte als Rezessschreiber den Überblick über ihre Kuxe, den Anteilen an den Bergwerken.

"Man könnte sagen, er war eine Art Finanzberater", sagt der emeritierte Annaberger Wolfgang Lorenz, Ehrenmitglied des Adam-Ries-Bundes, der das Leben des Rechenmeisters erforscht.
Auch ein Volksbildner
 
Bild: Heinz Klaus Strick

Briefmarke der Deutschen Bundespost anlässlich des 400. Todestages von Adam Ries 1959.

"Das waren ziemlich komplizierte Rechnungen, die er durchzuführen hatte", erzählt Lorenz. So galt es, nicht nur Gewinn und Verlust gegeneinanderzustellen, sondern auch andere Werte einzubeziehen, etwa die Qualität des zutage geförderten Silbers. Doch Ries diente nicht nur Fürsten und Unternehmern. Dem Volk brachte er elementares Rechnen bei und diente damit der Volksbildung. Bereits in Erfurt, wo er seit 1518 gewohnt hatte, führte er eine Rechenschule.
Rechnen mit Linien und auf Deutsch
 
Bild: Heinz Klaus Strick

Die Linien repräsentieren Einer, Zehner, Hunderter, Tausender (von unten nach oben), die Zwischenräume Fünfer, Fünfziger und Fünfhunderter. Hier ist die Zahl 739 dargestellt.

In seinen berühmten Büchern erklärte Ries den Menschen das "Rechnen auf den Linien" (1522). Und in der "Coß", die zu seinen Lebzeiten nie gedruckt wurde, beschäftigter sich mit der Gleichungslehre. Ries griff dazu auf den Abakus zurück, ein bereits seit der Antike genutztes Rechenbrett.

Er verwendete arabische Ziffern, die für das Rechnen besser geeignet sind als damals gebräuchliche lateinische Zahlen. Und Ries schrieb auf Deutsch - der "gemeyne Mann" solle nicht bei Geschäften benachteiligt werden.
"Annaberger Brotordnung"
Große Verdienste erwarb sich der gebürtige Franke auch mit der "Annaberger Brotordnung" von 1533. Damit wurde festgelegt, wie groß ein Brot bei welchem Mehlpreis sein durfte. Das Hauptnahrungsmittel kostete nämlich immer gleich viel, nur schwankte die Größe, und viele Bäcker nutzten dies zu ihrem Vorteil.

Ries aber machte die Brotpreise transparent und sorgte damit gleich auch für den sozialen Frieden, erklärt Museumschefin Münch. Denn nun lohnte es sich für die Bäcker nicht mehr, kleine Brote zu backen.
Eine Stadt mit Tradition
Für die Stadt Annaberg-Buchholz ist Adam Ries ein wichtiger Imagefaktor - nicht umsonst nennt sie sich Berg- und Adam-Ries-Stadt. "Wir fühlen uns der Tradition verpflichtet", sagt Stadtsprecher Matthias Förster.

Derzeit entsteht gleich hinter der St. Annenkirche, die das Stadtbild dominiert, für gut zehn Millionen Euro das Adam-Ries-Schulzentrum. Doch nicht nur in Annaberg ist der Rechenmeister noch präsent, weltweit leben rund 2.000 Nachfahren, die sich auf ihn und dessen acht Kinder berufen können, darunter Annabergs Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch.

Und auch Heimatforscher Lorenz stammt von Ries ab - "in der 12. oder 13. Generation", erzählt er mit einem Schmunzeln.

Benedikt von Imhoff/dpa, 30.3.09
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01.01.2010