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Feuerbrand: Bekämpfung hinterlässt Spuren  
  Auch heuer werden Gärtner in absehbarer Zeit wieder mit der Obstbaumseuche leben müssen. Das derzeit wirksamste Mittel gegen das Bakterium hinterlässt allerdings Spuren in Früchten und in Blütenhonig.  
Wie Experten der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bei einer Informationsveranstaltung berichten, sind auch in diesem Jahr wieder Flächen für den möglichen Einsatz des Antibiotikums Streptomycin vorgemerkt.
Ausmaß der Krankheit vom Wetter abhängig
Österreichweite Zahlen über von Feuerbrand betroffene Flächen liegen laut AGES nicht vor. Generell gehen die Experten davon aus, dass die Krankheit seit 2001 im ganzen Bundesgebiet auftreten kann. Entscheidend sind vor allem die Wetterverhältnisse während der Blüte, so Ulrike Persen von der AGES. Bei rund 18 Grad und sehr feuchten Verhältnissen funktioniere die Infektion mit dem Bakterium über die Blüten am effektivsten.

2008 waren die Verhältnisse für Erwinia amylovora, so der wissenschaftliche Name des Erregers, eher ungünstig und das schlägt sich auch im positiv/negativ-Verhältnis der bei der AGES eingesandten Proben nieder, berichtete Leopold Girsch. So verbuchten die Experten für 2007 über 2.000 und im Vorjahr nur knapp über 500 positive Feuerbrand-Proben.

Auch die für den Einsatz des Antibiotikums Streptomycin angemeldeten Flächen gelten als grobes Maß für das Feuerbrand-Aufkommen im Vorjahr. So waren nach dem starken Jahr 2007 für 2008 österreichweit 5.308 Hektar vorangemeldet. Tatsächlich behandelt wurde dann auf 189 Hektar. Für heuer sind 4.148 Hektar für einen potenziellen Einsatz angemeldet.
Antibiotikum im Honig
Streptomycin ist laut den Wissenschaftlern derzeit das wirksamste Mittel gegen das Bakterium, das Pflanzen aus der Gruppe der Rosengewächse, wie Äpfel, Birnen, Quitten oder auch Ziergewächse befällt. Das Spritzen war allerdings von Anfang an umstritten, Mensch und Umwelt könnten zu Schaden kommen, so Kritiker. Besonders Imker liefen Sturm gegen den Einsatz des Antibiotikums, weil sie einen Eintrag des Medikaments in den Honig befürchteten.

Tatsächlich wurden im Zuge des von der AGES in sämtlichen Bundesländern durchgeführten "Honig-Monitorings 2008" Spuren des Mittels nachgewiesen. Betroffen waren neun Proben in Vorarlberg und je eine Probe in Tirol und der Steiermark. Grenzwerte wurden dabei allerdings nicht überschritten.
Auch in Früchten nachweisbar
Zur Verwunderung der Fachleute wurde das Antibiotikum auch in Äpfeln gefunden. Überraschend deshalb, weil Streptomycin in Österreich ausschließlich während der Blüte eingesetzt werden darf und dann einige Monate bis zur Reife vergehen. In einem Fall des "Rückstands-Monitoring Äpfel 2008" wurde auf einer Fläche der EU-Vorsorgewert von zehn Mikrogramm pro Kilogramm überschritten, 6,6 Tonnen Äpfel wurden vernichtet.

Nicht zuletzt aufgrund der Rückstände in den Früchten seien die Richtlinien für den Einsatz des Antibiotikums weiter verschärft worden, sagte AGES-Mitarbeiter Johann Kohl. So dürfen die Streptomycin-Präparate (derzeit sind zwei Mittel zugelassen) nur mehr zweimal gespritzt werden, bisher konnte bei Bedarf dreimal behandelt werden. Speziell für Jungkulturen wurden die Mengen an Spritzmitteln reduziert.

Im Vorjahr hätten auf den 5.308 Hektar an vorgemerkter Fläche theoretisch 9.555 Kilogramm des Antibiotikums verspritzt werden können, tatsächlich eingesetzt wurden 186. Für heuer könnten theoretisch 4.982 Kilogramm ausgebracht werden.
Alternative Bekämpfung
Die Suche nach Alternativen zum umstrittenen Antibiotikum läuft zwar auf Hochtouren, bisher jedoch ohne wirklich durchschlagende Erfolge. So gesteht Kohl dem als weitgehend unbedenklich geltenden Mittel "Blossom Protect fb" Wirksamkeit zu, allerdings hänge diese stark von der Witterung ab und eigne sich vor allem bei niedrigem Infektionspotenzial.

Das Mittel setzt auf Hefen, welche Erwinia amylovora zwar nicht vernichten, aber gleichsam verdrängen sollen. Weitere Pflanzenschutzmittel, etwa auf Kupferbasis, betrachtet Kohl als kaum wirksam gegen die Verbreitung des Feuerbrands.

[science.ORF.at/APA, 31.3.09]
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01.01.2010