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Nofretete hat ein zweites Gesicht  
  Die innere Schönheit der altägyptischen Königin Nofretete liegt unter vier Schichten von Gips verborgen: Entdeckt wurde ihr zweites Gesicht mit Hilfe einer Computertomographie.  
Der Scan der Büste wurde unter Leitung von Alexander Huppertz am Berliner Imaging Science Institute bereits 2007 durchgeführt und vorgestellt, aber erst jetzt in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes "Radiology" komplett veröffentlicht (Bd. 251, S. 233).
->   "Radiology"-Cover mit den Nofretete-Bildern
Aufwendige Nachbearbeitung
Die berühmte, mehr als 3000 Jahre alte Büste der sagenumwobenen Nofretete im Ägyptischen Museum zu Berlin ist von ihrem Bildhauer laut der der Studie aufwendig nachbearbeitet worden.

Danach weist bereits der rund 50 Zentimeter hohe Rohling aus Kalksandstein die charakteristischen Grundzüge der Büste auf. Allerdings wurden von dem Bildhauer Thutmosis einige Partien verändert und verfeinert.
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Königin Nofretete, die als eine der schönsten Frauen der Welt gilt, war die Gemahlin des Pharaos Echnaton, der um 1350 vor Christus regierte. Die Büste wurde 1912 von einem deutschen Archäologen bei Grabungen in Ägypten entdeckt.
->   Nofretete
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Eine faltige Angelegenheit
 
Bild: epa

Das erste Gesicht von Nofretete

Das unter der Stuckschicht verborgene zweite Gesicht der Nofretete sei auf dem Kalkstein schon filigran herausgearbeitet gewesen und sehr symmetrisch aufgebaut, stellten die Forscher beim Durchleuchten der Büste 2007 fest.

Bei dem darüber modellierten Gesicht aus Stuck seien demgegenüber einige Falten verschwunden, aber auch welche hinzugekommen, sagte Huppertz am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. So seien beispielsweise im Kalkstein vorhandene Falten am äußeren Mundwinkel nicht mehr zu sehen, neu seien welche "insbesondere am inneren Augenlid-Rand".

Statt auf einer bislang angenommenen Idealisierung Nofretetes deute dies vielmehr auf eine Personifizierung der Büste hin.
Unterschiede der beiden Gesichter
Bild: Siemens
Ein Scan mit einem Computertomographen von Siemens Medical Solutions ermöglichte die neuen Einblicke
Dem Bericht der Wissenschaftler zufolge gibt es weitere Unterschiede zwischen den zwei Gesichtern der Nofretete-Büste: Bei der äußeren Schicht aus Gips sind die Augenwinkel tiefer ausgearbeitet, die Wangenknochen markanter, und ein kleiner Höcker auf dem Nasenrücken ist nicht mehr zu sehen. Mit diesen Veränderungen könnte der Künstler die Büste den ästhetischen Vorstellungen der damaligen Zeit angepasst haben, schreiben die Experten.

Die CT zeige, wie der Bildhauer über dem Kalksteinkern "in einem vielschichtigen Arbeitsprozess die perfekte Form gesucht hat", erläuterte der Direktor des Ägyptischen Museums, Dietrich Wildung, am Dienstag AFP. Die aus Gips modellierten Falten unter den Augen machten dabei "aus einem faltenlos 'hübschen' Gesicht das Porträt einer schönen Frau mit Charakter".

Die Büste war laut Wildung ein Versuchsmodell im Künstleratelier. Mediziner Huppertz sagte, dies belegten unter anderem die Augen seiner "ungewöhnlichen Patientin". Das eine sei komplett angelegt mit einer Bleikristall-Linse, das andere sei nicht angelegt, "um anderen Künstlern zu zeigen, wie tief man das ausfüllen muss".

[science.ORF.at/dpa/AFP, 31.3.09]
->   Imaging Science Institute Berlin
->   Siemens über Nofretete-Scan
 
 
 
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01.01.2010