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Die wirkungslose "Alarmanlage" im Kopf  
  Greift ein Pianist auf die falsche Taste, hat sein Gehirn den Fehler bereits registriert, bevor überhaupt ein Ton erklingt. Verhindern kann er den Fehler dennoch nicht, berichten englische und deutsche Forscher.  
Offenbar macht das Hirn schon früh Vorhersagen darüber, welches Ergebnis eine Handlung bewirken wird. Steht die Vorhersage dabei im Widerspruch zum eigentlichen Handlungsziel, kann das Gehirn den Fehler bereits entdecken, bevor er überhaupt produziert worden ist, berichtet die Max-Planck-Gesellschaft in München.
EEG bei Pianisten
Die Forscher untersuchten das Fehlerüberwachungssystem des Hirns bei Pianisten während des Klavierspielens. Die Testpersonen waren professionelle Musiker mit jahrzehntelanger Erfahrung. Für das Experiment mussten sie aus dem Gedächtnis wieder und wieder verschiedene Tonfolgen beidhändig reproduzieren.

Ihre Hirnaktivität beim Spielen wurde dabei mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) überwacht, die Schwankungen der elektrischen Potenziale im Hirn durch Elektroden an der Kopfhaut aufgezeichnet.
Falsche Töne klingen leiser
Unterlief den Musikern ein Fehler, führte das zu einem Anstieg im EEG, und zwar bis zu 100 Millisekunden bevor eine falsche Taste gedrückt worden war und die Pianisten den falschen Ton gehört haben konnten. Das Hirn scheint den Fehler also zu antizipieren.

Wie die Forscher im Fachblatt "PLoS ONE" (Bd. 4, e5032) berichten, wurden die falschen Tasten zudem leiser und mit Verzögerung angeschlagen. Auch die zweite Hand, die zur gleichen Zeit die richtige Taste spielte, wies diese Verzögerung auf. "Möglicherweise spiegelt sich darin ein Versuch, den Fehler noch zu vermeiden", vermuten die Wissenschaftler.

[science.ORF.at/APA/AFP, 2.4.09]
 
 
 
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01.01.2010