News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Gesellschaft 
 
Zulus droht Leopardenfell auszugehen  
  Wer im Königreich der Zulu etwas auf sich hält, trägt Leopardenfell. Doch die enorme Nachfrage führt zu einem rapiden Rückgang des Leopardenbestandes, klagen nun Tierschützer.  
Der für die Naturparkbehörde Emzemvelo tätige Wissenschaftler Peter Goodman erklärte der Zeitung "The Mercury", dass die letzte Zählung des Leopardenbestands in der Provinz KwaZulu-Natal weniger als 500 der nachtaktiven Großkatzen ergeben habe.

Knapp 300 davon leben den Angaben zufolge auf Privatgelände. "Das wirft erneut Fragen auf, wie die Nachfrage nach traditionellen Leopardenfell-Kleidungsstücken den Niedergang des wilden Leopardenbestands beeinflusst", schrieb das Blatt.
Blühender Handel
Der Handel mit Fellen scheint jedenfalls zu blühen. Vergangenes Jahr wurden bei einem Fellhändler in Ubombo 64 Leopardenfelle sichergestellt. Nur vier Jahre zuvor waren bei ihm 58 Felle beschlagnahmt worden. Auch aus anderen Provinzen gibt es immer wieder Berichte über den Handel mit derartigen Fellen. Selbst in der fernen Metropole Johannesburg kann man sie kaufen, wenn man die richtigen Ecken kennt.
Für Könige und Würdenträger
Seit Jahren kritisieren Tierschützer, dass die Nachfrage durch die traditionelle Mode, aber auch die traditionelle Medizin die Tierwelt bedroht. Denn Heiler verarbeiten oft Körperteile seltener Tiere für ihre Medizin. Dazu gehören auch Leoparden. Felle der Großkatze sind dagegen meist nur ranghohen Personen vorbehalten. Meistens sind es Häuptlinge oder Könige, die im demokratischen Kap-Staat als Verbeugung vor der zu Apartheid-Zeiten gering geschätzten afrikanischen Tradition heute vom Steuerzahler finanziert werden.

Gerade zu Wahlzeiten wie jetzt werden diese traditionellen Würdenträger von Politikern hofiert - denn sie haben nach wie vor Einfluss in ländlichen Gemeinden. Das gilt auch für die zahlreichen Sekten, die im Lande wie Pilze aus dem Boden schießen. Die 1910 gegründete Shembe-Kirche ist eine der wichtigsten. Ihre Gläubigen tragen bei feierlichen Anlässen aus Leopardenfell genähte Kopfbänder, die wie ein Heiligenschein wirken. Diskussionen über eine Änderung der Mode lehnte einer ihrer Sprecher mit Hinweis auf "Gottes Wort" ab.
Tradition vs. Tierschutz
Auch der vollbärtige Zulu-Monarch Zwelithini, der sich im benachbarten Gebirgs-Königreich Swasiland gerne vom höfischen Glanze des umstrittenen Monarchen Mswati III inspirieren lässt, zeigte sich weitgehend unbeeindruckt. Für ihn wäre es nicht das erste Ungemach mit Tierschützern. Der blaublütige Zwelithini - er hat als polygamer Herrscher aus altem Zulu-Adel sechs Frauen und 27 Kinder und zelebriert royale Prachtentfaltung - hatte sich schon zuvor mit ihnen angelegt.

Ein von ihm neu belebter Brauch sieht vor, dass Dutzende junger Männer einen Stier jagen und ihm mit bloßen Händen das Genick brechen. Eine Debatte mit den Kritikern lehnte er ab: Der königliche Hof müsse sich nicht für seine Bräuche rechtfertigen.

[science.ORF.at/dpa, 14.4.09]
->   The Mercury
->   Leopard - Wikipedia
->   Zulu - Wikipedia
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010