News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Blei lässt Wolken wachsen  
  Blei führt dazu, dass sich in der Atmosphäre auch dort Wolken bilden können, wo es eigentlich zu warm und zu trocken dafür ist. Laut einer Studie kann das die Klimaerwärmung bremsen.  
Die Wissenschaftler um Daniel Cziczo vom Pacific Northwest National Laboratory in Washington und Ulrike Lohmann von der ETH Zürich sammelten für ihre Untersuchung Proben aus Wolken auf dem Jungfraujoch. In fast der Hälfte der darin enthaltenen Eiskristalle fanden sie Bleipartikel, wie sie online in "Nature Geoscience" ( doi: 10.1038/ngeo499) berichten.

Zudem stellten die Forscher in speziellen Kammern selber Wolken her. Dabei zeigte sich, dass Blei die Entstehung von Eiskristallen enorm begünstigt. Wolken bilden sich mit Blei bei wärmeren Temperaturen und bei trockeneren Bedingungen. Das Element lädt Staubpartikel auf, die häufig den Kern von Wolkenkristallen bilden.
Tiefer hängende Wolken
Die Forscher untersuchten in der Folge auch, wie sich Blei in der Luft auf den Klimawandel auswirken könnte. Sie simulierten dabei Situationen, in denen entweder keine oder alle Staubpartikel in der Atmosphäre Blei enthalten.

Das Ergebnis: Die untersuchten Eiswolken in großer Höhe bilden sich mit Blei in gewissen Gebieten der Nordhemisphäre weiter unten. Das hätte wahrscheinlich Auswirkungen auf die Regenmenge, wird Daniel Cziczo in einer Mitteilung des Pacific Northwest National Laboratory zitiert.

Die zusätzlichen Wolken könnten zudem dafür sorgen, dass mehr Wärme von der Erde ins Weltall entweichen kann. Blei könnte also theoretisch den vom Menschen verursachten Klimawandel teilweise hinauszögern. Doch die Forscher raten davon ab, dafür extra Blei in die Umwelt zu entlassen.
Schlimmes Gift
Denn Blei ist eines der ärgsten industriellen Umweltgifte. Es wird unter anderem mit Nervenschäden und Beeinträchtigungen der Intelligenz in Verbindung gebracht. Zudem nahmen die Forscher nur einen Wolkentypen unter die Lupe, wie Cziczo sagte. Der Zusammenhang zwischen Blei und Temperatur sei komplex.

Das heute in der Atmosphäre vorkommende Blei ist zum größten Teil vom Menschen verursacht. Besonders hoch war der Ausstoß im 20. Jahrhundert vor der Einführung des bleifreien Benzins. Heute wird bleihaltiges Bezin noch in kleinen Flugzeugen benutzt.

[science.ORF.at/sda, 20.4.09]
->   Daniel Cziczo Pacific Northwest National Laboratory
->   Ulrike Lohmann, ETH Zürich
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Wolken
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010