News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimawandel gräbt Flüssen das Wasser ab  
  Die großen Flüsse der Erde führen immer weniger Wasser. Eine neue Studie zeigt deutliche Veränderungen bei einem Drittel der Ströme im Lauf eines halben Jahrhunderts, vor allem als Folge des Klimawandels.  
Die Untersuchung von 925 Flüssen von 1948 bis 2004 ergab, dass immer weniger Wasser ins Meer gelangt. Allein der Eintrag in den Pazifik verringerte sich in etwa so, als gäbe es den Mississippi nicht mehr.

Der Studie zufolge, die am 15. Mai im "Journal of Climate" der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft erscheint, gab es eine bedeutende Zunahme der Wassermassen nur in der Arktis: Dort verstärkt die Klimaerwärmung die Schnee- und Eisschmelze.
Süßwasserressourcen nehmen ab
"Die Süßwasserressourcen in vielen dicht besiedelten Regionen in den mittleren und niedrigen Breiten werden in den kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich abnehmen, größtenteils wegen der Klimaerwärmung", sagt Studienleiter Aiguo Dai vom National Center for Atmospheric Research in Boulder im US-Staat Colorado voraus.

"Das rasche Verschwinden der Berggletscher auf dem Tibet-Plateau und an anderen Orten macht die Sache noch schlimmer." Mit dem unvermeidlichen Fortschreiten der Klimaveränderung in den kommenden Jahrzehnten würden die Auswirkungen auf viele Flüsse und Wasservorkommen, auf die sich die Menschen zu verlassen gewohnt seien, vermutlich noch verstärkt, glaubt Ko-Autor Kevin Trenberth.
Klimawandel als Hauptursache
Zu den Ursachen zählt die Untersuchung auch andere Faktoren wie Dammbauten und das Ableiten von Wasser für Landwirtschaft und Industrie, doch der Klimawandel ist für Dai der wichtigste. Die langfristigen Veränderungen der Durchflussmengen sollten eine der Hauptsorgen angesichts der Erderwärmung sein, meint er.

"Für viele große Ströme der Erde sind die von Menschenhand verursachten Auswirkungen auf die jährlichen Durchflussmengen wahrscheinlich gering, verglichen mit denen der klimatischen Veränderungen 1948 - 2004", schreiben die Wissenschaftler.
Weltweiter Rückgang
Eine ganze Reihe der betroffenen Flüsse sind Wasseradern für Millionen Menschen: der Gelbe Fluss (Huanghe) in Nordchina etwa, der Ganges in Indien, der Niger in Westafrika und der Colorado im Nordwesten der USA. Dagegen sind die Regionen am Nordpolarmeer mit zunehmender Wassermenge eher gering besiedelt. Vom Rückgang betroffen sind unter anderem auch Amazonas, Kongo, Jangtse, Mekong, Irrawaddy, Amur und Sikiang.

Vielerorts gab es von Jahr zu Jahr deutliche Unterschiede. Doch über den gesamten Zeitraum hinweg gesehen verringerte sich der Süßwassereintrag in den Pazifik beispielsweise um jährlich sechs Prozent oder 526 Kubikkilometer. Das ist beinahe so viel, wie die 552 Kubikkilometer Wasser, die der Mississippi jährlich im Durchschnitt führt.

Der Eintrag in den Indischen Ozean ging der Studie zufolge um etwa drei Prozent oder 140 Kubikkilometer zurück. Ins Nordpolarmeer dagegen ergoss sich etwa zehn Prozent oder 460 Kubikkilometer mehr Wasser. Der Eintrag in den Atlantik veränderte sich kaum, weil die gestiegenen Zuflüsse aus Mississippi und Parana durch den Rückgang des Amazonas ausgeglichen wurden.

Der Eintrag von Flusswasser in die Meere führt nicht nur zur Ablagerung von Sediment im Mündungsgebiet, sondern beeinflusst durch die Unterschiede in Temperatur und Salzgehalt auch auch die erdumspannenden Meeresströmungen.

Von Randolph Schmid, AP, 22.4.09
->   Journal of Climate
->   Aiguo Dai
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010