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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Für Klimaziele müssten Treibhausgase halbiert werden  
  Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit nur ein Plus von zwei Grad Celsius: Auf dieses Ziel haben sich weltweit mehr als 100 Länder - darunter auch die EU- geeinigt, um die schlimmsten Auswirkungen der Erderwärmung zu verhindern. Klimaforscher haben nun erstmals errechnet, wie viel Kohlendioxid maximal bis zur Mitte des Jahrhunderts in die Erdatmosphäre gepumpt werden darf, um dieses Ziel zu erreichen.  
Die nackten Zahlen: Vom Jahr 2000 bis 2050 dürfen den Forschern zufolge maximal 1.000 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen werden. Das scheint nicht wenig, aber: In den vergangenen neun Jahren wurde bereits etwa ein Drittel dieses Kontingents verbraucht.

Um die Vorgaben zu erreichen, müssten die Treibhausgas-Emissionen deshalb bis 2050 im Vergleich zu 1990 halbiert werden.
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Zu dem Thema sind in der aktuellen Ausgabe von "Nature" zwei Studien erschienen: "Greenhouse-gas emission targets for limiting global warming to 2 Degrees C" (doi:10.1038/nature08017) und "Warming caused by cumulative carbon emissions towards the trillionth tone" (doi: 10.1038/nature08019).
->   Nature
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CO2-Budget in 20 Jahren aufgebraucht
Nur wenn das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas schnell und drastisch verringert wird, lässt sich die Erderwärmung begrenzen, ist Malte Meinshausen, Leitautor einer der beiden Studien und Klimaforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), überzeugt.

Er betont: "Wenn wir fossile Brennstoffe weiter so verbrauchen wie bisher, wird das Kohlenstoff-Budget in nur 20 Jahren aufgebraucht sein - und die Erwärmung würde weit stärker ausfallen als zwei Grad." An dem dreijährigen Forschungsprojekt waren Wissenschaftler aus Deutschland, Großbritannien und der Schweiz beteiligt.
Halbierung bis 2050 notwendig
Nach den Berechnungen der Experten muss der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 im Vergleich zu 1990 um mehr als 50 Prozent gesenkt werden, wenn das Risiko einer Erwärmung um mehr als zwei Grad begrenzt werden soll.

Die Forscher berechneten auch, wie viel Treibhausgas freigesetzt würde, wenn die Menschheit sämtliche Erdöl-, Gas- und Kohlereserven verbrennen würde. Diese Menge ist um ein Vielfaches größer, als es das Klimasystem verträgt.
Schnell handeln
Die Ergebnisse sind laut PIK wichtig für die internationalen Verhandlungen über Klimaabkommen. Die Studie zeige "sehr deutlich, dass wir für das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels, das viele Länder anstreben, schnell handeln müssen", erklärte Co-Autorin Sarah Raper von der britischen Manchester Metropolitan University.

Meinshausen betonte: "Je länger wir warten, umso wahrscheinlicher wird uns unser Weg auf gefährliches Terrain führen. Globale Emissionen müssen 2015 ihren Höchststand erreichen und gegen Ende des Jahrhunderts gegen null fallen."
Auf die Summe kommt es an
In der zweiten Studie zeigen Wissenschaftler aus England, dass es nicht relevant ist, zu welchem Zeitpunkt die Rohstoffe verbrannt werden. Weil Kohlendioxid über Jahrhunderte in der Atmosphäre bleibt, ist der totale Ausstoß entscheidend. "Jede Tonne CO2 ist eine Tonne CO2", heißt es in einer Aussendung der ETH Zürich - egal ob heute freigesetzt oder in 20 Jahren.

In einem gemeinsamen Kommentar weisen die Forscher darauf hin, dass in der politischen Diskussion um Reduktionsziele, CO2-Steuern und Emissionszertifikate eine simple Tatsache oft vergessen werde: Die totale "erlaubte" Menge an CO2-Ausstoss ist begrenzt.
Nun langfristige Planung möglich
David Frame von der Universität Oxford, der an beiden Studien beteiligt war, sieht in den neuen Studienresultaten auch eine Chance. "Mit der Menge CO2, welche die Atmosphäre maximal aufnehmen kann, können wir Regierungen und Industrie eine einfache und klare Zahl liefern für die langfristige Planung."

[science.ORF.at/dpa/sda, 29.4.09]
->   Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
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01.01.2010