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"Herschel" blickt auf die ersten Sterne  
  Einen Blick auf die ersten Sterne und Galaxien unmittelbar nach dem dunklen Zeitalter des Universums erhoffen sich Astronomen durch das bisher größte und leistungsfähigste Weltraumteleskop namens "Herschel".  
An der Entwicklung der Mission der Europäischen Weltraumorganisation ESA waren auch österreichische Wissenschaftler beteiligt. Nach mehreren Start-Verschiebungen soll das Teleskop nun am 14. Mai vom Weltraumflughafen Kourou in Französisch-Guayana ins All starten.
Blick in die Vergangenheit
Ein Blick in die Ferne ist stets auch ein Blick in die Vergangenheit. So sehen wir auf der Erde stets jenes Licht, das etwa acht bis neun Minuten zuvor die Sonne verlassen hat. Von unserem nächsten Stern "Proxima Centauri" ist das Licht dann schon 4,22 Jahre unterwegs, die Entfernung wird daher auch mit 4,22 Lichtjahren angegeben. Mit den leistungsfähigsten Observatorien gelingen Aufnahmen von Objekten, die Milliarden Lichtjahre von uns entfernt sind.

Kosmologen gehen heute davon aus, dass das Weltall für Millionen von Jahren nach dem Urknall völlig dunkel war. Erst nach und nach konnten sich erste Sterne und Galaxien bilden. Bis in diese Ära des jungen Alls soll "Herschel" mit seinem 3,5 Meter großen Spiegel blicken. Die Sensoren des Fernrohrs arbeiten dabei nicht im Bereich des sichtbaren Lichts, sondern im infraroten Spektrum. Damit lassen sich auch Staub- und Gas-Schichten durchdringen, welche etwa dem Weltraumteleskop "Hubble" (Spiegeldurchmesser 2,4 Meter) die Sicht versperren.
Hochsensible Instrumente
Da Infrarot Wärmestrahlung ist, müssen die Sensoren von "Herschel" von jeglicher Wärmequelle geschützt werden. Die drei hochsensiblen Instrumente des Geräts sind daher in einer Art Thermoskanne untergebracht, die bereits vor ihrer Verwendung im Weltraum in Vakuum aufbewahrt und mit flüssigem Helium auf eine Temperatur von minus 270 Grad gekühlt werden müssen.

Der absolut dichte Deckel mit seinem Aufklappmechanismus, der sich erst im Weltraum öffnen muss, sowie die innere und äußere thermische Verkleidung der Thermoskanne wurden von RUAG Aerospace Austria entwickelt. Von der österreichischen Firma stammt auch die Isolation für die beiden Satellitenplattformen, die alle empfindlichen Teile vor den großen Temperaturunterschieden im All schützen soll.
Flexible Sternwarte im All
Auch seine große Entfernung von der Erde wird eine Herausforderung bei der Übertragung der Daten vom Teleskop zur Erde darstellen. Beim Messinstrument "PACS" sorgt ein Datenreduktionssystem dafür, dass aus der enormen Datenflut nur forschungsrelevante Daten herausfiltert und anschließend zur Erde geschickt werden. Die Hightech-Daten-Kompression für "Herschel" kommt aus Wien.

Projektleiter Franz Kerschbaum und sein Team vom Institut für Astronomie der Universität Wien erhoffen sich von diesen Messungen Aufschlüsse über das Ende von sonnenähnlichen Sternen und über Staub und Gase in benachbarten Milchstraßen. Neben der Uni Wien sind auch die Technischen Universität (TU) Wien und Joanneum Research Graz im Rahmen eines Europäischen Konsortiums an "Herschel PACS" beteiligt.

"Herschel" bietet als flexible Sternwarte im All vielfältige Forschungsmöglichkeiten. Das Institut für Astronomie der Uni Wien arbeitet an zwei Projekten mit. Ein Forschungsschwerpunkt widmet sich der Zukunft von sonnenähnlichen Sternen. Diese verlieren am Ende ihres Lebens den Großteil ihrer Materie und reichern damit das interstellare Medium mit schwereren chemischen Elementen an - eine Voraussetzung für die Entstehung von Planeten und in weiterer Folge des Lebens. Das zweite Projekt untersucht Gas und Staub in nahen Galaxien. Solche Studien erlauben auch Rückschlüsse auf die Vorgänge in unserer eigenen Milchstraße oder in fernen Galaxien.

[science.ORF.at/APA, 5.5.09]
->   Herschel an der Uni Wien
->   Herschel (ESA)
 
 
 
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01.01.2010