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Physiotherapie in der Palliativ-Versorgung  
  Bis zu 80 Prozent der schwerstkranken und sterbenden Menschen haben Schmerzen: Diese zu lindern, das ist nicht nur eine Frage von Medikamenten, sondern auch von Therapien - z.B. der Physiotherapie.  
Physiotherapie bedeute nicht nur Prävention, sondern auch Menschenwürde -Physiotherapeutinnen und Therapeuten plädieren dafür, stärker in die Pflege von unheilbarkranken und sehr alten Menschen eingebunden zu werden. Anlass ist der gestern zu Ende gegangene, international besetzte Palliativkongress in Wien.
->   Europäischer Palliativkongress EAPC
Eine Gabel halten, auf eignen Beinen ins Bad gehen
Menschen begleiten bis ans Ende; Lebensqualität bieten, wenn Alltägliches sehr schwer fällt; andere unterstützten, damit sie eigenen Haare kämmen oder sich im Bett umdrehen können und am sozialen Leben teilhaben: So beschreibt Rainer Simader die Rolle der Physiotherapie in der Betreuung von schwerstkranken, sehr alten oder sterbenden Menschen.

Simader ist Leiter der Fachgruppe Palliative Care und Hospizwesen im Berufsverband "Physio Austria" und schildert für science.ORF.at: "Die Physiotherapie in der Palliativ-Versorgung kommt häufig mit ganz einfachen Methoden aus: Es geht um Lymphdrainage, Atemtherapie, Massagetechniken. Es geht einfach um die Schulung von alltäglichen Aktivitäten, wo die Patientinnen und Patienten etwas mehr Kraft, etwas mehr Ausdauer brauchen; wo sie Tipps bekommen, wie man eine Aktivität leichter ausführen kann."
->   Fachgruppe Palliative Care und Hospizwesen (Physio Austria)
->   Rainer Simader
Lebensqualität und Symptomkontrolle
Die Physiotherapie werde meist mit Rehabilitation oder mit Prävention verbunden. Doch in der Betreuung unheilbarkranker Menschen könne die Physiotherapie v.a. helfen, Symptome zu kontrollieren: etwa wenn Ödeme die Beine zusätzlich beschweren und den Gehradius drastisch einschränken oder Atemprobleme, Verschleimung und Angst Hand in Hand gehen. Palliativ-Pflege sollte grundsätzlich weiter verstanden werden, so der Physiotherapeut Simader im Gespräch mit science.ORF.at:

"Es löst oft die Vorstellung aus, dass diese Patientinnen und Patienten in den nächsten Wochen sterben werden. Wobei wir es aber mit chronisch erkrankten Menschen zu tun haben - zum Beispiel ein Tumorpatient, der noch zwei oder mehr Jahre zu leben hat, aber in diesen Jahren sein Körper Defizite erfährt, der bräuchte viel früher die Möglichkeiten von Physiotherapie und einer guten palliativmedizinischen Versorgung, damit seine Lebensqualität bis zuletzt erhalten werden kann."
Neue Spezialausbildung
In nicht spezialisierten Einrichtungen für schwerstkranke und sterbende Menschen, in Altersheimen sowie im Spital sei das Wissen um die Möglichkeiten der Physiotherapie noch nicht ausreichend. Hier sei auch seine Fachgruppe im Berufsverband noch gefragt, so Simader.

Seit einigen Monaten übrigens gibt es in Österreich eine eigene Ausbildung zur Physiotherapie in der Betreuung unheilbar kranker Menschen. Mehr dazu unter Fortbildungsakademie für therapeutische Berufe Linz sowie unter Fachgruppe Palliative Care und Hospizwesen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 11.5.09
->   Hospiz Österreich - Dachverband von Palliativ- und Hospizeinrichtungen
->   Österreichische Palliativgesellschaft
->   Mehr zum Thema Palliativversorgung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010