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Vitaminpillen bremsen positive Wirkung von Sport  
  Vitaminpräparate unterdrücken die positiven Wirkungen von Sport auf die Gesundheit und können das Diabetesrisiko erhöhen. Offenbar bremsen die Antioxidantien das körpereigene Abwehrsystem.  
Das ergab eine Studie von deutschen und US-amerikanischen Medizinern und Ernährungswissenschaftlern.
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Die Studie "Antioxidants prevent health-promoting effects of physical exercise in humans" von Michael Ristow et al. ist in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (12. Mai 2009, DOI: 10.1073/pnas.0903485106) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Vitamine gegen "Sauerstoffradikale"
Der Körper bildet unter oxidativem Stress Sauerstoffradikale. Sie verursachen laut Forschern Zellschäden und beschleunigen den Alterungsprozess. Antioxidantien wie Vitamin C und E machen diese schädlichen Formen von Sauerstoff unschädlich.

Auch beim Sport werden vermehrt "Sauerstoffradikale" produziert. Mit ein Grund, warum Sportler gern zu hoch dosierten Vitaminpräparaten greifen.
Kontraproduktive Nahrungsergänzung
Im Rahmen der aktuellen Studie absolvierten 39 trainierte und untrainierte junge Männer vier Wochen lang ein Sportprogramm. Die Hälfte musste dabei täglich Vitaminpräparate einnehmen, um den Einfluss dieser Stoffe auf die gesundheitsfördernde Wirkung von Bewegung zu untersuchen. Verglichen wurden die Menge der produzierten freien Radikale und die Insulinresistenz, die als eine der wichtigsten Ursachen von Typ-2-Diabetes gilt.

Das Ergebnis des Vergleichs: Bei den Sportlern, die ohne zusätzliche Gabe von Vitaminen trainierten, stiegen die "Sauerstoffradikale" im Lauf des Programms. Bei der Insulinresistenz verzeichnete diese Gruppe dennoch die besseren Werte.
Körpereigene Abwehr wird aktiviert
Das zeigt laut den Forschern, dass freie Radikale nicht nur schädlich sind, sie aktivieren auch die körpereigene Abwehr. "Freie Radikale wirken langfristig wie ein Impfstoff gegen oxidativen Stress", so Ernährungswissenschaftler Michael Ristow von der Universität Jena. "Antioxidantien hingegen unterdrücken die körpereigene Produktion von freien Radikalen - und damit diesen Impfeffekt."

Die Ergebnisse sind laut Studienleiter Ristow hochsignifikant: "Die gesundheitsfördernde Wirkung von körperlicher Bewegung wird durch die Einnahme von sogenannten Antioxidantien in Form von Vitamin C und E sogar unterdrückt."
Vitamine unterdrücken positiven Effekt
Laut Ristow könnten die beim Sport verstärkt gebildeten freien Radikale den Blutzuckerstoffwechsel verbessern und damit möglicherweise das Diabetesrisiko verringern. Offenbar wirkten die durch Bewegung entstandenen "Sauerstoffradikale" einer Insulinresistenz entgegen. Sport könnte also ein wirksames Mittel gegen Typ-2-Diabetes sein. Dieser Effekt werde jedoch durch die Einnahme von Vitaminpräparaten unterdrückt.

Die Studie gibt laut den Forschern weitere Anhaltspunkte darauf, dass Antioxidantien schädigend sind und kaum die Gesundheit fördern. Ristow betonte, dass sich das nur auf Vitaminpräparate beziehe. Der gesundheitsfördernde Effekt von frischem Obst und Gemüse bleibe unbestritten, obwohl sie Antioxidantien enthalten.

[science.ORF.at/APA/dpa, 12.5.09]
->   Insulinresistenz (Wikipedia)
->   Michael Ristow
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01.01.2010