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TACARE-Projekt: Jane Goodall in Wien  
  Jane Goodall ist als Schimpansenforscherin legendär, doch mittlerweile hat sie ihr Leben dem nachhaltigen und ganzheitlichen Umweltschutz sowie einschlägigen Projekten gewidmet.  
Umweltschutz wörtlich genommen
TACARE - klingt wie das englische "umsorgen", "acht geben", steht aber für die Abkürzung "Lake aus Tanganyika Catchment Reforestation and Education Project". TACARE, vor 15 Jahren von der Verhaltensforscherin Jane Goodall ins Leben gerufen, unterstützt heute bereits 23 Dörfer bzw. 170.000 Menschen rund um den Gombe-Nationalpark. TACARE könne das Leben auf unterschiedlichste Weise verbessern, sagt Jane Goodall auf Radio Ö1.
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TACARE-Programm
Das sogenannte TACARE-Programm in Tansania umfasst Beschäftigung und Bildung genauso wie die Aufforstung oder die Gesundheit der lokalen Bevölkerung. Unterstützt wird Jane Goodalls Projekt unter anderem von der österreichischen Allianz Versicherung. Dass Versicherungen das Thema Nachhaltigkeit entdecken und sich für den Klima- und Umweltschutz engagieren, ist nicht neu - sie bekommen ja die möglichen Folgen finanziell zu spüren - bspw. durch Schadenszahlungen nach Wetter-Extrema.
->   TACARE
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"Mister H" ist immer dabei
 
Bild: Michael Neugebauer

Die Bilder gingen um die Welt, als die zierliche Frau von den Schimpansen als Gruppenmitglied akzeptiert wurde. Goodall hat mit ihren Methoden die Verhaltensforschung revolutioniert. Goodall war gelernte Sekretärin als sie nach Tansania in Ostafrika kam. Ohne Studium und ohne naturwissenschaftliches Fachwissen engagierte sie sich 1960 in einer Studie über Schimpansen in freier Wildbahn.

Goodall unterbrach 1965 ihre Studien in Afrika, um in Cambridge zu promovieren. Durch ihre jahrzehntelange Feldforschung ist die Engländerin weltweit angesehen. Sie beschrieb als erste, wie Schimpansen Steine oder Holzstücke als Werkzeug benützen. Für die Schimpansen in Ostafrika ist typisch, dass sie sich mit Holzstöckchen kratzen. Außerdem angeln sie mit Halmen oder Stöcken nach Termiten.

Als Maskottchen hat die Verhaltensforscherin seit Jahren einen Plüschaffen namens "Mister H" dabei - nicht nur, dass "H" als Abkürzung für den Namen jenes Freundes stehe, der ihr das Maskottchen geschenkt hat, "H" bedeute auch "Hope", so Goodall.

Bis 2010 soll der Dokumentarfilm "Jane's Journey" entstehen (gedreht wird u.a. in Wien und auf Gut Aiderbichl in Salzburg).
Reden und zuhören, nicht belehren
 
Bild: Jane Goodall Institut

Von HIV-Aids-Aufklärung und Familienplanung über die Vermarktung von tansanischen Kaffeebohnen in den USA bis zur Aufforstung: Statt gut gemeinter, aber unpassender Hilfe durch ausländische, weiße Teams, setzt TACARE auf Einheimische, die mit den Dorfältesten reden, sie nach den Problemen und Wünschen der Gemeinde fragen, schildert Jane Goodall.

Und so wurde beispielsweise in einem Dorf eine Toilette-Anlage gebaut - getrennt nach Buben und Mädchen, mit Türen, einem Fliegenschutz. Denn unhygienische, einsehbare Toiletten - das sei oftmals der Grund, warum Mädchen ab der Pubertät nicht mehr zu Schule gehen, so Goodall auf Ö1.
Nicht schenken, sondern leihen
Im Zuge des TACARE-Programms konnte sie eine internationale Kaffeeröster-Gruppe in Seattle als Partner gewinnen, erzählt Jane Goodall im Gespräch; das US-amerikanische Unternehmen habe große Mengen an qualitativ hochwertigen Bohnen aus einer hochgelegenen Region außerhalb des Gombe-Nationalparks gekauft. Dadurch haben die Bäuerinnen und Bauern zum einen gutes Geld verdient, zum anderen aber auch investieren können, um die Qualität zu verbessern (Erntetechnik, Lagerung).

Teil von TACARE sind auch Mikrokredite:
"To me, is the way to help the poorest of the poor. You don't just give them money, you loan money. And when they pay back, it's their project and they can be proud of it."
Weltweit vernetzt, für Mensch und Tier
Ihren umfassenden Ansatz von Lebensraumschutz für Tiere, Pflanzen und Menschen möchte Jane Goodall weiter verbreiten - nicht nur in Tansania, auch im Kongo, in Uganda oder Indien. Durch Umwelt- und Naturschutzaktivitäten in Schulen sowie Projekte im Bereich Biodiversität, nachhaltiger Landwirtschaft, Aufforstung, Renaturierung und Schutz natürlicher Ressourcen sollen Artenvielfalt sowie Lebensräume bewahrt bleiben. Mittlerweile gibt es weltweit 21 Institute in ihrem Namen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 20.5.09
->   Mikrokredit (Wikipedia)
->   Jane Goodall und Green Coffee Mountain (Video auf justmeans.com)
->   Jane Goodall Institut-Austria
->   Jane Goodall Institute (international)
Mehr zu Jane Goodall in science.ORF.at:
->   Neues Jane Goodall-Institut in Wien
->   Lorenz-Preis für Goodall
 
 
 
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01.01.2010