News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 
Mars: Neues vom Wasser  
  Die Brandung schlägt gegen die Küste, das Wasser schäumt. Der Geruch von Salzwasser liegt in der Luft und die von den Wellen bewegten Kiesel rauschen ins Meer zurück. Szenerien, wie sie Urlauber in ihrem Gedächtnis mit nach Hause nehmen, dürften einst auch das Bild des Mars geprägt haben. Zumindest kann man das aus einer Studie im aktuellen "Science" schließen.  
Auch "Nature" widmete sich diese Woche dem Mars: Flüssig blieb das Wasser dort sogar bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, weil darin Gestein gelöst war. Gelöst wurde damit auch ein wissenschaftliches Rätsel. Obwohl die Marsoberfläche von Wasser geformt wurde, nahm man bisher an, dass es auf dem Planeten für flüssiges Wasser zu kalt war.
Wasservorkommen von regionalem Ausmaß
 
Science/AAAS

Falschfarbenbild der Ostseite des Kap Verde, Mars

Seit Jahren rollt die Mars-Sonde "Opportunity" über die Felsen des Planeten und kämpft gegen das raue Klima. Vom kühlen Nass aus alten Zeiten sind heute nur noch die Spuren in den Sedimenten zu finden. Diese haben Wissenschaftler um Steven W. Squyres von der Universität Cornell in Ithaca ausgewertet und die Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Science" publiziert (Bd. 324, S. 1058).

Die untersuchten Gesteinsschichten zeigen Strukturen und chemische Verbindungen, die auf den Einfluss salzhaltigen Wassers und Grundwassers hindeuten. Freigelegt wurden die Sedimente durch den Einschlag eines Meteorits, der den 750 Meter breiten und 75 Meter tiefen Victoria-Krater entstehen ließ. Die geologischen Schichten im Victoria-Krater sehen jenen ähnlich, die in den sechs Kilometer entfernten Kratern Eagle und Endurance gefunden wurden. Dies legt nahe, dass die früheren Wasservorkommen regionale Ausmaße gehabt haben müssen.
Wo der Wind Madrid abträgt
Steven W. Squyres
Falschfarbenbild des St. Vincent-Kap am Victoria-Krater.
An den Hängen des Kraterrands fanden die Wissenschaftler auch Spuren von Dünen, die vor langer Zeit an den Gesteinsformationen vorbei gewandert sind.

Die Forscher schätzen die Höhe der Dünen auf Dutzende Meter. Aber nicht nur Dünen nagten über die Zeit an den Felsen. Die Steine wurden auch vom Wind zerrieben.

Den von "Opportunity" untersuchten Steinen gaben die Wissenschaftler Namen: Die Brocken heißen zum Beispiel Madrid, Guadarrama oder Cercedilla. Auch die Ränder des Victoria-Kraters tragen klingende Namen: Es gibt ein Kap der guten Hoffnung, ein St. Mary- und ein St. Vincent-Kap, neben dem Kap Verde liegt die Entenbucht.
Zwillinge im Dauereinsatz
 
Science/AAAS

Die Route der Marssonde "Opportunity" entlang des Victoria-Kraters.

"Opportunity" landete so wie ihr Roboterzwilling "Spirit" Anfang 2004 auf dem Mars. Den beiden Sonden wurde zunächst eine Lebensdauer von 90 Tagen zugetraut. Nun liefern sie bereits seit über fünf Jahren Daten und Bilder.

Dass die beiden Sonden Spuren auf dem Mars nachwiesen, die auf Wasser hindeuten, wurde von der Fachzeitschrift "Science" als wissenschaftlicher Durchbruch des Jahres 2004 gewertet. "Opportunity" erreichte bereits im Jahr 2007 den Victoria-Krater und schickte damals beeindruckende Farbbilder zur Erde.
Das Paradox des frühen Mars-Klimas
Der Großteil der Marsoberfläche wurde von Flüssigkeiten geformt. Bisher standen Wissenschaftler aber vor einem ungeklärten Paradoxon: Klimamodelle ergaben, dass die Temperatur am Mars deutlich unter dem Gefrierpunkt für Wasser liegen musste. Deutlich wärmer hätte es nur dann sein können, wenn wie auf der Erde Lebewesen für Klimagase - etwa Methan - gesorgt hätten.
Gefrierschutz durch natürliches Salzstreuen
Dieses Paradox haben nun Wissenschaftler um Alberto G. Fairen von der NASA gelöst ("Nature", Bd. 459, S. 401). Sie haben die Modelle erweitert und den Gefrierpunkt des Wassers berechnet, wenn darin Salze aus dem Gestein gelöst sind. Wasser friert dadurch erst bei niedrigeren Temperaturen. Diesen Effekt nutzt man auch im Winter, wenn auf den Straßen Salz gestreut wird.

Die Forscher haben Daten der Gesteinsproben von den Landeorten der vier Mars-Sonden "Viking 1", "Pathfinder", "Opportunity" und "Spirit" verwendet. Wenn ein Teil des am Planeten vorkommenden basalthaltigen Gesteins im Wasser gelöst ist, bliebe demnach das Wasser bis weit unter den Nullpunkt flüssig. Selbst bei minus 50 Grad Celsius wären so immerhin noch sechs Prozent des ehemals am Mars vorhandenen Wassers flüssig gewesen und hätten Felsen abgetragen.

Mark Hammer, science.ORF.at, 22.5.09
->   Steven W. Squyres
->   Alberto G. Fairen
->   Mars-Rover-Mission der NASA
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Mars: Raumsonde fotografiert flüssiges Wasser
->   Jubiläum: Fünf Jahre Marsroboter
->   Top-Wissenschaft 2004: Wasserspuren am Mars
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Kosmos 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010