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Internationaler Tag der Artenvielfalt  
  Österreich ist reich an "exklusiver" Natur. Es gibt zahlreiche Arten, die nur hierzulande vorkommen: 151 Gefäßpflanzen-Arten, 16 Flechten und 581 Tier-Arten. Das dokumentiert eine neue Publikation.  
Galapagos-Riesenschildkröten oder die Lemuren Madagaskars sind bekannte Beispiele für Arten, die nur in einem eng begrenzten Gebiet vorkommen - Endemiten genannt. Am heutigen, internationalen "Tag der Artenvielfalt" hebt das Umweltbundesamt die Endemiten in Österreich hervor.

Vor kurzem wurde gemeinsam mit dem "Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten" erstmals ein umfassender Überblick in Buchform herausgegeben - über jene Tier- und Pflanzenarten, die nur in Österreich vorkommen.
Einzigartigkeiten der Biodiversität
Der weißpunktierte Mohrenfalter oder die Clusius-Schafgarbe - beide sind weltweit einzigartig: der Falter kommt nur im Lungau vor und diese spezielle Schafgarbe nur in den nordöstlichen Kalkalpen. Österreich ist im europäischen Vergleich reich an solchen Einzigartigkeiten der Biodiversität: 151 Gefäßpflanzen-Arten kommen nur hierzulande vor, 16 Flechten und 581 Tier-Arten, sagt der Botaniker und Ökologe Franz Essl vom Umweltbundesamt (Abteilung Naturschutz und biologische Vielfalt) im Gespräch mit science.ORF.at:

"Unter den Pflanzen sind es vor allem die Gefäßpflanzen, bei denen in Österreich viele Endemiten vorkommen - ein bekanntes Beispiel ist die Innsbrucker Kuhschelle, die nur im Inntal um Innsbruck vorkommt. Unter den Tieren ist Endemismus ein Phänomen der Wirbellosen in Österreich: Unter den Wirbeltieren haben wir nämlich nur sechs Arten, darunter fünf Fischarten, die endemisch sind. Und unter den Wirbellosen möchte ich die Steirische Goldschrecke hervorheben, weil es ein Endemit ist, der erst im vergangenen Jahr beschrieben worden ist."
Wo sich Endemiten heimisch fühlen
Die meisten endemischen Tier- und Pflanzenarten leben zwischen 1.700 und 2.000 Metern Seehöhe. Schildern Wolfgang Rabitsch und Franz Essl (beide Mitarbeiter im Umweltbundesant) im neuen wissenschaftlichen Buch " Endemiten - Kostbarkeiten in Österreichs Pflanzen- und Tierwelt.". Der Botaniker und Ökologe Franz Essl auf Ö1:

"Wenn man sich die Summenkarten ansieht, dann sieht man eine große Häufung an endemischen Arten in den wenig vergletscherten Teilen der Ostalpen Österreichs, die während der letzten Eiszeit überwiegend eisfrei waren und daher Refugialgebiete für viele Tier- und Pflanzenarten waren, die heute nur in diesen Gebieten vorkommen.

Vergleichsweise wenige Endemiten gibt es im Alpenvorland, da hier die Landschaften großflächig zusammenhängend sind und die Arten sich über große Gebiete ausbreiten konnten. Ebenfalls relativ arm Endemiten ist Westösterreich, da hier der Eisschild der letzten Vergletscherung die Arten entweder zum Aussterben oder zum Abwandern gebracht hat."
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Buch
Wolfgang Rabitsch & Franz Essl: "Endemiten - Kostbarkeiten in Österreichs Pflanzen- und Tierwelt." Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten & Umweltbundesamt, 924 Seiten, 49,00 Euro zuzügl. Porto. Bezugsadresse: Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten; Museumgasse 2, 9021 Klagenfurt
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Gefährdungssituation der endemischen Tierarten
 
Bild: Quelle: Myers et. al 2000, veroeffentlicht in der Broschuere

Gefährdungssituation der endemischen Tierarten Österreichs. Rote Listen von Bundesländern sind hier nicht berücksichtigt.

Quelle: Myers et. al 2000, veröffentlicht in der Broschüre "Endemiten in Österreich. Selten und schützenswert" von Wolfgang Rabitsch und Franz Essl. Umweltbundesamt Wien, April 2008.


Die Mehrzahl der endemischen Arten ist zwar nicht bedroht, aber dennoch: circa ein Drittel werden vom Umweltbundesamt in Gefährdungskategorien ("Rote Liste") gereiht. Kurz gefasst wir es vor allem in tieferen Lagen für endemische Arten eng. Der Ökologe Franz Essl nennt als Beispiel für science.ORF.at die Innsbrucker Kuhschelle:

"Die besiedelt Halbtrockenrasen - also artenreiche, wenig gedüngte Magerwiesen. Dieser Lebensraum geht heute zurück, weil er landwirtschaftlich wenig interessant ist UND weil er als Bauland rund um Innsbruck begehrt ist."
Es wird eng!
 


Gefährdungssituation der endemischen Gefäßpflanzen Österreichs (ohne Apomikten und Autogame).

Quelle: Broschüre "Endemiten in Österreich. Selten und schützenswert" von Wolfgang Rabitsch und Franz Essl. Umweltbundesamt Wien, April 2008.


Was abgesehen von geänderter, landwirtschaftlicher Nutzung Lebensräume, Besiedelung, Versiegelung durch Straßen, etc. den endemischen Arten zudem die Lebensgrundlage entziehen kann: der Klimawandel.

Einen Überblick über die endemischen Arten in Österreich sowie deren Gefährdung gibt nicht nur das neue Buch, sondern auch eine zusammenfassende Broschüre des Umweltbundesamtes.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 22.5.09
->   Zusammenfassende Broschüre
 
 
 
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01.01.2010