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Ältestes Keilschriftdokument Ägyptens entdeckt  
  Mit dem ältesten Keilschriftdokument, das je in Ägypten gefunden wurde, hat der Wiener Ägyptologe Manfred Bietak ein weiteres Detail der sagenumwobenen Herrschaft der Hyksos vor rund 3.500 Jahren aufgedeckt.  
Der Fund belegt laut dem Wissenschaftler die weitreichenden diplomatischen Beziehungen der Hyksos-Herrscher, teilte die Uni Wien am Montag in einer Aussendung mit. Bietak ist Vorstand des Instituts für Ägyptologie der Uni Wien und Gründer des Österreichischen Archäologischen Instituts in Kairo.
Hyksos: "Fremdherrscher" in Ägypter
Bild: Oesterreichisches ¿gyptisches Institut Kairo
Fragment der Keilschrifttafel
Die Hyksos regierten in der Zeit von 1640 bis 1530 v. Chr. als aus dem Norden stammende Fremdherrscher das Land am Nil. Bis vor Kurzem galten sie als wilde Reiterhorden. Stück für Stück, Ausgrabung für Ausgrabung rückt Bietak die Sache ins rechte Licht.

Die Hauptstadt der Fremddynastie fand Bietak bereits 1966 auf einem Ruinenhügel bei der heutigen Stadt Tell el-Dab'a im östlichen Nildelta. 2005 begannen der Ägyptologe und sein Team einen ausgedehnten Palastbezirk der Hyksos-Zeit freizulegen.

Der Forscher ist überzeugt, dass die Hyksos nicht aus heiterem Himmel Ägypten überfallen haben. Vielmehr wurden sie von den Pharaonen als Handwerker, Soldaten und Seefahrer ins Land geholt. Die Hyksos haben dann eine Phase der Schwäche der ägyptischen Machthaber ausgenutzt und die Macht an sich gerissen.
Syrische Wurzeln
Bei den diesjährigen Untersuchungen konnte ein weitreichendes Areal der ca. 10.000 Quadratmeter großen Palastanlage freigelegt werden.

Zur Überraschung der Forscher entspricht der Palast nicht dem Plan eines ägyptischen Palastes, sondern reiht sich architektonisch unter die Königspaläste aus Syrien ein - dem Ursprungsland der Hyksos.

Im Zuge der Freilegung des Hyksos-Palastes machten die Ägyptologen aufsehenerregende Funde.
Älteste Keilschrifttafel in Ägypten
So entdeckten sie in einem Palastbrunnen das Fragment einer babylonischen Keilschrifttafel aus den letzten Jahrzehnten des Altbabylonischen Reiches (1600 bis 1550 v. Chr.).

"Es handelt sich dabei um das bisher älteste Keilschriftdokument in Ägypten und belegt die unerwartet weitreichenden diplomatischen Beziehungen der Dynastie der Hyksos", erklärte Bietak.
Stute war das Lieblingstier
 
Bild: Oesterreichisches Aegyptisches Institut Kairo

Eine weitere Überraschung war der Fund einer im Palast bestatteten Pferdestute, möglicherweise das Lieblingstier des Hyksos Chayan. Dabei handelt es sich um die bisher älteste entdeckte Pferdebestattung in Ägypten.

Bietak führt seine Ausgrabungen im Rahmen des Spezialforschungsbereich "SCIEM 2000" durch, der die Synchronisierung der Hochkulturen zum Thema hat.

[science.ORF.at/APA, 25.5.09]
->   Österreichisches Ägyptisches Institut Kairo
->   SCIEM 2000
 
 
 
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01.01.2010