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"Labormäuse" der Zukunft: Grüne Gentech-Affen  
  Grün ist bekanntlich die Hoffnung, im Fall von Parkinson- und Alzheimerpatienten tritt sie in Gestalt von grün leuchtenden Weißbüscheläffchen auf. Japanische Forscher haben den Tieren ein entsprechendes Gen ins Erbgut eingesetzt und erstmals nachgewiesen, dass derlei genetische Zusatzfeatures auch vererbt werden können.  
Damit bieten sich die Primaten für die Erforschung von neurologischen Erkrankungen und anderen menschlichen Leiden an, berichtet Forscher um Erika Sasaki vom Zentralen Institut für Versuchstiere in Kawasaki. Sollten sich die gehegten Erwartungen erfüllen, könnten gentechnisch modizifizierte Weißbüscheläffchen gar den Labormäusen den Rang ablaufen - als neue Nummer eins der medizinischen Modellorganismen.
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Die entsprechende Studie, "Generation of transgenic non-human primates with germline transmission", ist im Fachblatt "Nature" (Bd. 459, S. 523) erschienen.
->   Nature
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Vererbung als Durchbruch
Sasaki und ihre Kollegen nutzten ein Gen, das zur Herstellung fluoreszierender Proteine führt und so die genveränderten Tiere unter bestimmten Bedingungen zum Leuchten bringt. Mit Hilfe eines inaktivierten Virus transportierten sie das Gen in Embryonen von Weißbüscheläffchen (Callithrix jacchus). Fünf Äffchen wurden auf diesem Weg geboren, berichten die Forscher, sie leuchteten an verschiedenen Stellen und entwickelten sich ansonsten normal.

Einige Zeit nach der ersten Versuchsrunde zeugte eines der Tiere selbst einen Nachkommen, der offenbar die Leuchtkraft (und damit das verantwortliche Gen) geerbt hatte - eine Weltpremiere im Bereich gentechnisch modifizierter Primaten: Im vergangenen Jahr hatten zwar Genetiker bereits einen Makaken produziert, der typische Eigenschaften der Huntington-Krankheit aufwies. Da sich das neue Gen aber nicht voll in das Erbgut des Affen eingefügt hatte, gab er es nicht an seine Nachkommen weiter (Nature, Bd. 453, S. 921).
Zeigt her eure Füße
 
Bild: E.Sasaki et al 2009

Die fünf Weißbüscheläffchen mit Fluoreszenz-Gen im Erbgut. Rechts unten sind die Fußsohlen der Tiere zu sehen. Sie leuchten unter UV-Licht grün.
Kolonien von Gentech-Affen
Weißbüscheläffchen gehören zu den kleinsten Primatenarten. Ihre nahe Verwandtschaft zum Menschen und ihre hohen Fortpflanzungsraten machen sie zu vielversprechenden Forschungsobjekten für Parkinson, Alzheimer und verschiedene Infektionskrankheiten. In Zukunft könnten ganze Kolonien solcher genetisch veränderter, kranker Affen für die biomedizinische Forschung gezüchtet werden, spekulieren Sasaki und ihre Kollegen.
"Öffentliche Debatte unumgänglich"
In einem begleitenden Kommentar bezeichnen die amerikanischen Wissenschaftler Gerald Schatten von der Universität Pittsburgh und Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health and Sciences University die vorliegenden Ergebnisse als einen "Meilenstein in der Primatenforschung". Sie weisen allerdings darauf hin, dass noch ein langer Weg bis zur Einrichtung solcher Kolonien kranker Versuchsaffen zurückzulegen und eine öffentliche Debatte darüber unumgänglich ist.

Bislang haben ungezählte gentechnisch veränderte Versuchsmäuse zur Erforschung von Krankheiten beigetragen, doch sie unterscheiden sich in einigen Bereichen zu stark vom Menschen, um die medizinische Forschung weiterzubringen.

[science.ORF.at/dpa, 27.5.09]
->   Erika Sasaki
->   Weißbüschelaffe - Wikipedia
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01.01.2010