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Religion: Erfolg durch Opferbereitschaft  
  Wenn religiöse Führer für ihren Glauben Opfer bringen, erhöht das ihre Glaubwürdigkeit. Das wiederum hilft laut einer aktuellen kanadischen Studie der Verbreitung ihrer Lehren.  
Mit Hilfe eines mathematischen Modells hat der Anthropologe Joseph Heinrich von der University of British Columbia in Vancouver gezeigt, dass dieses Verhalten ein religiöses System stabilisiert, wie der "New Scientist" berichtet.
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Die Studie "The evolution of costly displays, cooperation and religion: credibility enhancing displays and their implications for cultural evolution" von Joseph Heinrich ist in "Evolution and Human Behavior" (DOI: 10.1016/j.evolhumbehav.2009.03.005) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Umso aufwändiger, desto besser
Je mehr Opfer religiöse Menschen und Anführer für ihren Glauben auf sich nehmen, umso glaubwürdiger werden sie laut Heinrich für ihre tatsächlichen und potenziellen Anhänger.

Mönche, die ein Armuts- und Keuschheitsgelübde ablegen oder Märtyrer, die sogar ihr Leben für die Sache geben würden, sind Extrembeispiele für dieses Verhalten. Am wirkungsvollsten ist es laut dem Anthropologen, wenn hochrangige Personen sich so zeigen. Diese Vorbildwirkung bringt die Anhänger dazu, sich auch entsprechend zu verhalten.
Sich selbst verstärkende Schleife
Heinrich hat nun ein mathematisches Modell aufgestellt, das zeigt wie diese sich selbst verstärkende Schleife das religiöse System über viele Generationen stabil halten kann. Diese Dynamik erkläre, warum Verzicht in so vielen Religionen eine zentrale Rolle spielt.

Als Beispiel nennt der Forscher die Christenverfolgung im Alten Rom, die seiner Ansicht nach ein wesentlicher Grundstein für die weltweite Verbreitung der Christen gewesen ist. Dasselbe Prinzip lasse sich auch bei anderen sozialen Bewegungen beobachten.

Wenn Heinrich mit seiner Hypothese recht hat, hieße das, dass Kirchen, die ihre Verhaltensvorschriften lockern, sich selbst sabotieren. Es würde aber auch erklären, warum fundamentalistische Strömungen auch heute noch Zulauf finden.

[science.ORF.at, 28.5.09]
->   Joseph Heinrich
->   New Scientist
 
 
 
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01.01.2010