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Neue Erkenntnisse zur Rettung von Korallenriffen  
  Der Einfluss des Menschen droht, die empfindlichen Korallenriffe zu zerstören. Neue Erkenntnisse über ihre Physiologie und ihr Zusammenleben mit Algen könnten es ermöglichen, zumindest einen Teil zu retten.  
"Seit einiger Zeit kennen wir die generelle Funktionsweise von Korallen und die Probleme, die ihnen durch den Klimawandel drohen", sagt die Zoologin Virginia Weis von der Oregon State Universität. Durch das neue Wissen über ihre grundlegende Biologie, ihre Genomstruktur und die innere Verständigung könne man nun herausfinden, ob sie sich an Klimaveränderungen anpassen oder wie man helfen kann.
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Die Studie "What Determines Coral Health?" von V. Weis et al. ist in "Science" (Bd. 324, 29. Mai 2009, DOI:10.1126/science.1172540) erschienen.
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Faszinierende Organismen
 
Bild: Science, AAAS

Galaxea fascicularis

Korallen zählen zu den faszinierendsten Organismen der Erde. Die von den Ausscheidungen der Nesseltiere geformten Riffe bilden den Lebensraum für Tausende Arten von Fischen und anderen Meerestieren. Doch der Einfluss des Menschen droht die empfindlichen Ökosysteme rapide zu zerstören.

Die Nesseltiere, von denen es Hunderte verschiedene Arten gibt, sind genetisch identische Organismen, die im Verbund leben und sich von Plankton aus dem Meer ernähren. Dabei scheiden sie Kalziumkarbonat aus und bauen sich damit das äußere Skelett, auf dem sie leben. Das Gen zur Bildung dieses weit verzweigten Gerüsts ist identisch mit einer Erbanlage des Menschen, die die Knochenbildung steuert.
Symbiotische Beziehung mit Algen
Besonders erstaunlich ist das Zusammenleben der Korallen mit den in ihnen lebenden Algen. Diese versorgen die Koralle mit großen Mengen Zucker und erhalten im Gegenzug Stickstoff.

"Das ist eine genau entwickelte symbiotische Beziehung", sagt Weis. Allerdings beruht die Symbiose zum beidseitigen Nutzen auf einer delikaten Kommunikation zwischen beiden Organismen. "Obwohl die Koralle für einen Teil ihrer Nahrung von der Alge abhängt, ist sie sich deren Gegenwart möglicherweise weitgehend nicht bewusst", vermutet Weis.

Dieses fein ausbalancierte System wird laut Weis durch den Einfluss des Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht. "Wenn das Wasser sich erwärmt oder etwas anderes die Koralle stresst, bricht die Kommunikation zwischen Alge und Koralle ab, und die Botschaft Alles ist in Ordnung' kommt nicht mehr an", so die Forscherin. "Damit wird die Alge enttarnt und von einer Immunreaktion der Koralle bedroht."
Belastende Veränderungen
Solche belastenden Veränderungen gibt es inzwischen reichlich: Neben dem Klimawandel leiden Korallen unter der Versauerung der Ozeane, die das äußere Kalkskelett angreifen. Auch die Überfischung der Meere setzt den Organismen zu, ebenso wie Keime, die in immer größeren Mengen ins Meer geleitet werden. Schätzungsweise rund 20 Prozent der Korallenriffe sind inzwischen schon abgestorben, weitere 24 Prozent sind akut bedroht.

"Mit einigen der neuen Erkenntnisse können Korallenbiologen nun stärker über den Tellerrand hinausblicken", sagt Weis. "Ein besseres Verständnis der grundlegenden physiologischen Mechanismen von Symbiose und Kalzifikation wird unsere Fähigkeit verbessern vorherzusagen, ob und wie sich Korallen dem Klimawandel anpassen und ihn überleben können."

[science.ORF.at/APA/AP, 28.5.09]
->   Virginia Weis
 
 
 
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01.01.2010