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Ein Quantum Wissenschaft
James Bond als Forschungsobjekt
 
  Er ist der wohl berühmteste Spion der Welt: Seit 1962 hatte James Bond in 22 Kinofilmen die Lizenz zum Töten, und die Faszination der Kinogänger scheint ungebrochen. Nun beschäftigt sich sogar die Wissenschaft mit dem Phänomen: Am Freitag startet in Saarbrücken ein internationaler James-Bond-Kongress.  
Die Wissenschaftler gehen dort Fragen nach wie: Ist James Bond ein Serienkiller? Wie schafft er es, immer zu überleben? Und wie hat sich Bond nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verändert?
"Globale Kultfigur"
"Mindestens die Hälfte der Weltbevölkerung hat schon einmal einen Bond-Film gesehen", sagt Joachim Frenk, Professor für Britische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität des Saarlandes. "Bond ist die langlebigste globale Kultfigur, die es gibt."

Zu der dreitägigen Konferenz werden unter anderen Forscher aus den USA, Großbritannien und den Niederlanden erwartet. In den angekündigten 30 Vorträgen geht es aber nicht nur um die Filme, sondern auch um die Romane von Bond-Erfinder Ian Fleming und die Werbemaschinerie rund um das Phänomen Bond.
Spiegel der realen Welt
Immerhin ist der Spion ihrer Majestät bereits seit mehr als 20 Jahren ein beliebter Forschungsgegenstand. Denn die Bond-Filme sind nicht nur erfundene Geschichten, sondern auch ein Kommentar zur Welt, in der wir leben, wie Frenk sagt: "Bond repräsentiert die Nachkriegsgeschichte der westlichen Kulturen. In den Filmen geht es um die Machtinteressen in der realen Welt."

In den Vorträgen wird Bond aus den verschiedensten Perspektiven beleuchtet. Denn, sagt Hauptredner Christoph Lindner von der Universität Amsterdam: "Manche Dinge bleiben bei Bond immer gleich: Die Autos, die schönen Frauen, der Martini. Aber Bond erfindet sich auch immer neu." Früher sei Bond ein unverwundbarer Held gewesen. Heute hingegen sei er viel emotionaler und mache auch Fehler.
Good bye fair play
 
Bild: EPA

Bild oben: Bond-Darsteller Daniel Craig und seine ukrainische Filmpartnerin Olga Kurylenko.

Wie Bonds Wandlung mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zusammenhängt, darüber wird Tobias Hochscherf sprechen, Filmwissenschaftler von der Northumbria University im englischen Newcastle. "Früher zeigten die Bond-Filme: Egal was passiert, man kann immer noch ein Gentleman sein", erklärt Hochscherf.

"In den neueren Filmen ist das nicht mehr so. Die Bedrohung wird so akut, dass man die Regeln brechen muss. Fair play kommt in den neueren Bond-Filmen kaum noch vor." Vielmehr spiegele Bond die aktuelle politische und soziale Lage wider, es gehe um Verhörmethoden, Terrorabwehr und knapper werdende Ressourcen. "Der Bond von Roger Moore lebte eher in einer Fantasiewelt. Heute sind die Filme viel realistischer."
Unbehagliche Klischees
Anthony Metivier vom Fachbereich Kunstgeschichte an der Saar-Uni geht sogar noch einen Schritt weiter und fragt: Ist Bond ein Serienkiller? "Der neue Bond verhält sich häufig irrational und brutal. Viele Leute können sich nicht mehr so gut mit ihm identifizieren."

Selbst die Klischees in den Filmen hätten sich verändert: "In den alten Filmen ließen sie den Zuschauer eher schmunzeln. In den neuen Filmen scheinen die Vergeltungstaktiken der Bush-Ära durch. Die Klischees geben dem Zuschauer ein Gefühl von Unbehagen." Warum Metivier den Begriff Serienkiller dennoch unpassend findet, und warum er findet, dass die Bond-Filme immer mehr an Komplexität verlieren, wird er in Saarbrücken erläutern.

Meike Stein, AP, 3.6.09
->   The Cultures of James Bond
 
 
 
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01.01.2010