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800 Gene regulieren Fliegen-Immunsystem  
  Nicht weniger als 800 Gene sind an der Regulation des angeborenen Immunsystems von Fruchtfliegen beteiligt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Genom-weites Screening an rund zwei Millionen Fliegen und 12.000 Genen.  
Das berichtet Shane Cronin vom Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA). Seine Ergebnisse wurden auf der Website des Fachblatts "Science" (Abstract) veröffentlicht.
Zwei Formen der Immunität
Wissenschaftler unterscheiden zwischen erworbener und angeborener Immunantwort. Im Falle der erworbenen Immunität lernt das System erst durch den Kontakt mit einem bestimmten Erreger den richtigen Umgang mit dem Widersacher. Es werden ganz spezifische Antikörper gebildet. Im Gegensatz dazu greift das angeborene Immunsystem etwa über sogenannte Makrophagen so ziemlich alles an, was als körperfremd erkannt wird.

Cronin nutzte für sein Screening die umfangreiche Fliegenbibliothek des IMBA und des IMP, dem unweit davon gelegenen Instituts für Molekulare Pathologie. Diese enthält rund 20.000 Fliegenstämme, in denen sich jeweils ein einziges Gen abschalten lässt. In seiner Untersuchung hat sich der Biologe jenen Genen gewidmet, die in irgendeiner Form mit der angeborenen Immunität zu tun haben. Dazu wurden die Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster) über Futter mit dem pathogenen Bakterium Serratia marcescens infiziert.
Knock-out-Versuche
Fliegen mit einem intakten Immunsystem überleben eine derartige Infektion rund vier bis sechs Tage, dann sterben. Wenn ein bestimmter Stamm nach der Infektion rascher das zeitliche segnete, schlossen die Forscher daraus, dass das jeweils ausgeschaltete Gen in irgendeiner Form mit der Abwehr des Eindringlings zu tun hat.

Tatsächlich stellte sich ein solcher Zusammenhang für 800 Gene heraus. Doch zur Überraschung der Wissenschaftler bedeutete das Ausschalten der Immun-Gene nicht immer einen rascheren Tod der Fliegen. In rund zehn Prozent der Fälle lebten die Tiere länger als die Artgenossen mit einem intakten Immunsystem. Teilweise wurden die Tiere sogar so alt, dass unklar war, ob sie nun an der Infektion oder schlicht an Altersschwäche eingegangen waren.
Lebensverlängernder Effekt
Die Tatsache, dass sich durch das Abschalten von Genen die Immunabwehr offenbar verbessern lässt hat nicht nur Cronin überrascht. Auch in Kommentaren der Veröffentlichung in "Science Express" drücken internationale Kollegen ihr Erstaunen aus. In Wien soll diesbezüglich jedenfalls weitergeforscht werden.

Immerhin werden etwa 70 Prozent der Gene von Drosophila auch beim Menschen gefunden. Daher verfolgen auch Mediziner die Ergebnisse der Fliegenforschung mit Interesse.

[science.ORF.at/APA, 12.6.09]
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01.01.2010