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Gemeindechronik: Napoleon-Schlacht bei Aspern  
  Im Mai 1809 hat Napoleon bei Aspern die erste Niederlage in einer Feldschlacht erlitten. Ein damaliger Bewohner der benachbarten Marchfeldgemeinde Aderklaa zeichnete die Ereignisse auf.  
Die Gemeinde lag mitten im damaligen Schlachtgeschehen. Napoleon konnte zwar wenig später durch den Sieg bei Wagram größeren Schaden abwenden, der Nimbus seiner Unbesiegbarkeit war aber erschüttert.

Die Aufzeichnungen des Bewohners wurden nun zum 200jährigen Gedenken als Gemeindebuch in Aderklaa herausgegeben.
Unbekannter Berichterstatter
"Jenen Menschen und der Nachbarschaft welche dazumahl aus dem Dorfe nicht ausgewandert sind, denen ging es unter der Schlacht und nach der Schlacht eine Zeitlang einfach schlecht und hatten an Lebensmittel ganz und gar nichts zu Leben das sie bey nahe faßt alle vor Hunger sterben mussten" - so beginnt ein Abschnitt aus dem Bericht des Bewohners von Aderklaa über die Tage der Schlachten gegen Napoleon im Marchfeld.

Wer der Berichterstatter ist, weiß man nicht. Dass seine Aufzeichnungen nun als Gedenkbuch herausgegeben wurden, geht auf die Idee des Aderklaaer Landwirtes Alfred Mühl zurück:

"Das waren ja doch unsere Vorfahren, die da betroffen waren. Die hatten gar nichts mehr, es wurden alle Häuser niedergebrannt, sie hatten kein Samenkorn, sie hatten nichts zu essen, keine Möbel im Haus, kein Stroh auf dem Dach, weil das alles die Soldaten gebraucht haben ¿ also das geht schon sehr tief."
Teil von Familiengeschichten
Alfred Mühl ist in den Aufzeichnungen in der Geschichte der eigenen Familie fündig geworden:

"Hier auf Nummer 15 war ein Jakob Mühl, eben ein Vorfahre von mir, und da steht geschrieben: ¿.bey den Jakob Mühl befanden sich 28 Todte, wovon einer, das ist ein unseriger kaiserlicher Grenadier, mit einer Canonenkugel, welche durch die Gassen Thür ging, und er selber glaubte in diesen Haus, in dem Vorhaus, villeicht zur Sicherheit sey, da kam diese Canon Kugel durch die Thür und riß ihm den Kopf ganz hinweg, so daß das ganze Gehürn samt Haar in den ganzen Vorhaus Gewelbe flamte und das ganze Vorhaus voll mit Gehürn und Haare angesprizt war¿¿¿."
Zusammenhänge bis in die Gegenwart
Interessant ist ein Vergleich der Bewohnerregister von 1805 - da waren erstmals französische Soldaten in Aderklaa ¿ 1809 und heute. Zwar wohnen die wenigsten heute noch in den gleichen Häusern wie 1809, die meisten Familien sind aber immer noch im Ort ansässig - und Gemeindeamt und Wirtshaus sind heute in den gleichen Gebäuden wie damals untergebracht.

Zeugnisse und Überreste der Schlachten im Jahr 1809 werden übrigens immer noch gefunden: insbesondere Kanonenkugeln tauchen immer wieder beim Umackern auf den Feldern auf.

Ergänzt sind die oft drastischen Schilderungen des Augenzeugen durch historische Fakten aus der offiziellen Geschichtsschreibung, durch einige allgemeine Informationen zu Napoleon und seiner Zeit sowie zahlreiche Bilder.

Franz Simbürger,Ö1 Wissenschaft, 16.6.09
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Das Buch "Aderklaa Chronik 1809" ist von der Gemeinde Aderklaa herausgegeben worden.Zu beziehen unter: Gemeinde Aderklaa, 2232 Aderklaa 12; Tel 02247 2290 oder gem.aderklaa@aon.at.
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01.01.2010