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Menschen suchen moralisches Gleichgewicht  
  Laut einer aktuellen Studie müssen sich moralisches und unmoralisches Verhalten insgesamt ausgleichen. Demnach agieren Menschen nach einer selbstlosen Tat besonders eigennützig.  
Verhalten sie sich allerdings rücksichtslos, haben sie danach eher das Bedürfnis, etwas Gutes zu tun. Das legen zumindest die Experimente der US-Psychologen nahe.
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Die Studie "Sinning Saints and Saintly Sinners: The Paradox of Moral Self-Regulation" von Sonya Sachdeva et al. ist in "Psychological Sciences" (10.1111/j.1467-9280.2009.02326.x) erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Selbstwert wurde manipuliert
Für ihre Studie haben die Forscher rund um Sonya Sachdeva von der Northwestern University Experimente mit 46 Freiwilligen durchgeführt. Dabei mussten die Probanden in der Annahme, es handle sich lediglich um einen Handschriftentest, verbale Selbstdarstellungen verfassen, entweder mit positivem oder negativem Focus.

Die Idee dahinter: So sollte das Selbstwertgefühl entweder steigen, ähnlich wie nach einer guten Tat, oder beeinträchtigt sein, als hätte man sich gerade moralisch falsch verhalten.

Danach wurde überprüft, wie sich diese Manipulation auf das Verhalten der Teilnehmer auswirkte. Dafür wurden sie gebeten bis zu zehn Dollar an gemeinnützige Organisationen zu spenden.
Paradoxer Zusammenhang
Das Ergebnis wirkt laut den Forschern im ersten Moment paradox. Denn jene, die sich negativ beschrieben hatten, spendeten deutlich mehr - nämlich im Durchschnitt fünf Dollar - als die Gruppe mit positiver Selbstdarstellung. Diese gab durchschnittlich bloß einen Dollar, eine neutrale Kontrollgruppe drei Dollar.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam ein weiteres Experiment, bei dem es nicht um Geld, sondern um persönlichen Einsatz für Umweltschutz ging.
Moralischer Sollwert
Laut den Forschern wird so ein innerer moralischer Ausgleich erzielt. Offenbar gibt es so etwas wie einen moralischen Sollwert. Wird dieser unter- oder überschritten, wird wieder die Mitte gesucht.

"Das ist ähnlich, wie wenn man nach einem anstrengenden Lauf ein üppiges Mahl verschlingt", so der Coautor Douglas Medin. Die Kosten-Nutzen-Rechnung müsse gewissermaßen stimmen.

[science.ORF.at, 30.6.09]
->   Sonya Sachdeva
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01.01.2010