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Weltraumforum testet Simulations-Raumanzug  
  Das Österreichische Weltraumforum (ÖWF) tüftelt mit vier Tiroler Schulen an einem Anzug, der alles simulieren kann, um einen Raumanzug für die Landung auf dem Mars zu entwickeln.  
Getestet wurde "AOUDA" nun in einem Steinbruch in Kramsach.
100-Meter-Lauf für den Roten Planeten
Der Mars liegt in Tirol, in einem Steinbruch in Kramsach - zumindest lässt sich dort der Mars recht gut simulieren, befindet das ÖWF und hat dort zwei Tage lang einen Raumanzug-Simulator für eine mögliche Mars-Expedition getestet - erfolgreich, wie es heißt: Der Anzug erwies sich als überraschend mobil, um zu laufen, zu klettern und zu greifen. Den 100-Meter-Lauf als Mobilitätstest schaffte der "Test-Marsonaut" in 39 Sekunden.

Die Wasserkühlung des Simulationsanzuges zeigte zwar Schwächen, aber die Luftkühlung schuf zuverlässig Erleichterung. Und stolz berichtet das ÖWF, dass der Bordcomputer auf Anhieb Funkvideos und Ton vom Anzug an die Kommandozentrale lieferte.

"Heiß, angestrengt, aber fröhlich", kommentiert die Versuchsperson, der Innsbrucker Biologe Ulrich Luger vom Österreichischen Weltraumforum; er steckte in den vergangenen zwei Tagen für diverse Tests im Simulations-Raumanzug namens AOUDA. Doch um ein Stück österreichische Weltraumgeschichte zu schreiben, könne man ruhig auch über seine Grenzen hinaus arbeiten, so Luger zum ORF Radio.
Simulations-Raumanzug
 
Bild: OeWF/P.Santek

45 Kilogramm schwer; mit stabilem Oberkörperpanzer; unter anderem aus aluminiumbeschichtetem, hitze- und reißfestem Kevlar: der Simulations-Raumanzug AOUDA wird vom Österreichischen Weltraumforum gemeinsam mit den vier Tiroler Schulen HBLA Weingartnerstraße (Ferrarischule), HTL Fulpmes, HTL Anichstraße und BRG Imst entwickelt und gefertigt.

Der Astrophysiker Gernot Grömer vom Vorstand des Österreichischen Weltraumforums schildert auf Ö1: "Wir versuchen, die typischen Aktivitäten, die man in einem Raumanzug machen würde - eine Leiter besteigen, mit einem kleinen Fahrzeug fahren, etwas graben - einfach jetzt die ersten Schritte des fine tunings zu machen. Der jetzige Anzug, den wir im Augenblick in Kramsach testen, ist letzten Endes die rohe Hülle. Nächstes Jahr werden wir nichts anderes machen, als das Ganze zu optimieren - die Software dahinter zu optimieren, die künstliche Intelligenz hineinbringen,. etc."
->   Mehr zu AOUDA (ÖWF)
Für alle Fälle gewappnet
Luftdruck, extreme Temperaturschwankungen, Einschränkung des Gesichtsfeldes - all das kann der Anzug simulieren, so Gernot Grömer auf Radio Österreich 1. Aber der Simulations-Raumanzug kann noch mehr: Er muss buchstäblich für seinen Träger ver- und entsorgen, und das so autonom wie möglich - wenn beispielsweise der CO2-Gehalt in der Atemluft steigt.

"Wenn die Energieversorgung abnehmen sollte, dann weiß er: Hoppla! Das nächste robotische Fahrzeug ist - sagen wir - einen Kilometer entfernt, wenn ich das jetzt herbeordere, dann ist es genau dann da, wenn ich es brauche und dann kann dort Strom abzapfen. Nur um ein Beispiel zu nennen. Man kann schon einen gewissen Grad an Autonomie einbauen und das ist etwas, wofür die jetzigen Raumanzüge noch nicht gebaut sind."
Zwar nur ein Prototyp, aber einer von wenigen
Laut ÖWF-Vorstand Gernot Grömer befassen sich weltweit 3 Gruppen "ernsthaft" mit Weltraumanzügen - die US-Raumfahrtbehörde NASA, die North Dakota State University und die auf Tiefsee-Bergung spezialisierte Firma Oceaneering.

Der in Tirol entwickelte Anzug ist laut ÖWF nur für den Mars tauglich, nicht für den Mond oder Außenbordeinsätze an der Internationalen Raumstation ISS. Doch warum in die Ferne schweifen? Der Anzug könnte auf der Erde in besonders unwirtlichen Regionen ebenfalls gute Dienste leisten - in der Arktis beispielweise.

Nächstes Ziel des Österreichischen Weltraumforums ist ein Praxistest gemeinsam mit der Europäischen Weltraumagentur ESA in einem Vulkangebiet, um dem Mars wieder ein Stückchen näher zu kommen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 3.7.09
->   Österreichisches Weltraumforum
Mehr zu dem Thema in tirol.ORF.at:
->   Schüler entwickeln Raumanzug für den Mars (13.3.09)
 
 
 
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01.01.2010