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Der Jungtrunk von der Osterinsel  
  Ein Naturstoff von der Osterinsel könnte eine neue Arznei für langes Leben werden. Mäuse, die Rapamycin schlucken, leben laut einer Studie rund zehn Prozent länger. Der Wirkstoff ist schon länger bekannt: Er dämpft das Immunsystem und wurde bislang bei Transplantationen eingesetzt, um die Abstoßung fremder Organe zu verhindern.  
Stoff aus Bodenbakterien
Rapamycin (auch Sirolimus genannt) ist der erste bekannte Stoff, der Säugetiere länger leben lässt. Bisher waren ähnliche Effekte nur bei Hefen und Fadenwürmern festgestellt worden. Es ist ein Stoffwechselprodukt des Bodenbakteriums Streptomyces hygroscopicus und wurde erstmals auf der Osterinsel - polynesisch: Rapa Nui - entdeckt.
Anti-Aging für Nager
 
Bild: dpa/dpa-Zentralbild/Z1003 Jens B?ttner

Im Rahmen eines amerikanischen Anti-Aging-Programms wurden Rapamycin und andere Substanzen auf
ihre lebensverlängernde Wirkung geprüft, wie Davis Harrison vom Jackson Laboratory in Bar Harbor berichtet (Nature, Online-Veröffentlichung).

Aufgrund von Problemen, den Stoff in die Nahrung von Mäusen einzubauen, verzögerten sich die Versuche allerdings, und die Testmäuse waren deutlich älter als geplant. Das Ergebnis überraschte die Forscher: Jene Tiere, die einem Menschenalter von etwa 60 Jahren entsprachen, lebten im Durchschnitt 9 (Männchen) bzw. 14 Prozent (Weibchen) länger als die Kontrollen. Umgerechnet auf ihre Lebenserwartung zur Zeit der Behandlung entspricht das einer Verlängerung um 28 und 38 Prozent.
Ansatzstelle: Signalkaskade in der Zelle
Die Wirkweise des Mittels ist bisher unbekannt. Die Forscher vermuten aber, dass der sogenannte "mTOR"-Signalweg eine entscheidende Rolle spielt. Dieser ist stark mit der Regulierung der Nahrungsaufnahme verknüpft. Bereits seit langem ist bekannt, dass weniger Kalorien die Lebenserwartung bei Mäusen steigern.

Rapamycin scheint am gleichen biochemischen Mechanismus anzugreifen. Die Versuchstiere, die Rapamycin erhalten hatten, waren aber nicht leichter als die Kontrolltiere. Die Ergebnisse könnten neue Angriffspunkte gegen altersbedingte Krankheiten aufzeigen, glauben die Forscher.

"Das ist eine ganz aufregende Studie", schreibt die Altersforscherin Lynne Cox von der Universität Oxford in einem "Nature"-Kommentar. "Man sollte jetzt aber nicht versuchen, Rapamycin einzunehmen, um sein Leben zu verlängern. Dagegen spricht die Gefahr durch die Dämpfung des Immunsystems. Die Mäuse waren im Labor schließlich gut vor Infektionen geschützt."

[science.ORF.at/dpa, 8.7.09]
->   Davis Harrison
->   mTOR - Wikipedia
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01.01.2010