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Raumfahrt: Gute Luft durch Blaualgen  
  Um atmen zu können, müssen Raumfahrer bekanntlich Sauerstoff im Raumschiff mitführen. In Zukunft könnte er jedoch im Weltraum hergestellt werden - mit Hilfe von Blaualgen.  
Tragbarer O2-Lieferant
Blaualgen sind nicht mit den echten Algen verwandt. Sie gehören vielmehr zu den Bakterien und werden deshalb korrekt auch Cyanobakterien genannt. Ihre Lebensweise erinnert dagegen sehr stark an Algen, wie Pflanzen können sie Lichtenergie verwerten, Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff abgeben.

Das ist auch der Grund, warum sie für Florian Selch interessant sind. Der aus Österreich stammende Molekularbiologe arbeitet am NASA Ames Research Center in Kalifornien derzeit an Experimenten, die Blaualgen für Raumflüge "fit" machen sollen.

Die Grundidee: Die Cyanobakterien könnten das von menschlichen Raumfahrern ausgeatmete Kohlendioxid verwerten und daraus den benötigten Kohlenstoff für ihre Zellen gewinnen. Bei entsprechenden Lichtangebot produzieren sie über die Photosynthese im Gegenzug Sauerstoff, der bei bisherigen Raumfahrt-Missionen von der Erde mitgebracht werden musste.
Blaulagen-Menü für Astronauten
Wählt man die Blaualgen mit Bedacht aus, ergibt sich auch noch ein weiterer, höchst willkommener Aspekt: Die Bakterien-Verwandten könnten die Ernährung der Astronauten ergänzen. So werden schon heute Blaualgen der Gattung Spirulina als Nahrungsergänzungsmittel zum Einnehmen angepriesen. Auch zur Produktion von Treib- und Rohstoffen wären die Organismen einsetzbar.

"Derzeit laufen Bodenversuche mit den Cyanobakterien", erklärte Selch gegenüber der APA. Der Plan ist, eine Kultur der Mikroben in den kommenden Jahren an Bord eines kleinen Satelliten ins Weltall zu befördern. In ähnlichen Missionen hat das Ames Research Center bereits erfolgreich Bakterien und Hefen testweise an Bord von sogenannten Nano-Satelliten in eine Umlauf geschossen.
Lichtquelle: Sonne oder Dioden?
Doch noch hat Selch mit eher bodenständigen Problemen zu kämpfen. So produzieren die in Wasser und Nährlösungen lebenden Blaualgen Sauerstoff in Form von Bläschen, die dann allzu leicht Schläuche und Umwälzsysteme verstopfen. An Bord der Nanosatelliten mit Außendurchmessern von wenigen Zentimetern ist jedenfalls wenig Platz.

Was die Belichtung anlangt, sind die Wissenschaftler in einem Dilemma. Um möglichst viel Strom generieren zu können, sind die Satelliten meist rundherum mit Solarzellen ausgestattet. Für eine Belichtung mit Sonnenlicht müsste man die Wände mit Fenstern versehen, was auf Kosten der Energiegewinnung ginge. Die Wissenschaftler denken daher daran, die Belichtung mittels Dioden im Inneren zu gewährleisten.

[science.ORF.at/APA, 10.7.09]
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01.01.2010