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Studie: Chinesischer Aktienmarkt wird kollabieren  
  Trotz Wirtschaftskrise hat der chinesische Shanghai Composite Index, der wichtigste Börsenindex Chinas, in den vergangenen Monaten massiv zugelegt. Laut einer aktuellen Studie steht aber ein Crash unmittelbar bevor.  
Demnach zeigt der chinesische Aktienmarkt deutliche Anzeichen einer Spekulationsblase, die voraussichtlich in diesen Tagen - nämlich zwischen 17. und 27. Juli - platzen soll.
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Die Studie "The Chinese Equity Bubble: Ready to burst" von K. Bastiaensen et al. ist am Preprint-Server "arXiv.org" (DOI: arXiv:0907.1827v1) erschienen.
->   Zur Studie
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Unberechenbare Aktienkurse
Das unberechenbare Wesen heutiger Wirtschafts- und Aktienmärkte steht spätestens seit letztem Jahr im Zentrum des öffentlichen Interesses. Damals wurde Vielen schmerzlich bewusst, wie sich rasant gewachsene Spekulationsblasen plötzlich in Nichts auflösen können. Die Folgen für die gesamte Wirtschaft, Unternehmen, Arbeitsplätze und individuelle Existenzen sind bekannt.

Nicht zuletzt deshalb wäre es wünschenswert vorherzusehen, wie derartige Blasen entstehen und vor allem wann sie platzen. Genau das ist das Ziel der Forschungsarbeit einer Gruppe von Wirtschaftstheoretikern rund um Didier Sornette von der ETH Zürich.
Rasantes Wachstum führt zum Crash
Sie behaupten, die Entwicklung der Aktienmärkte ließe sich mit Hilfe statistischer Methoden, die auch in der Erdbebenforschung verwendet werden, vorhersagen.

Finanzmärkte sind komplexe, non-lineare Systeme. Niemand könne genau sagen, wie es zu einer plötzlichen Zunahme von Vermögenswerten kommt. Zu Beginn profitiert die Wirtschaft meist von einem derartigen Anstieg. Der Konsum wird angekurbelt, was zu einer positiven Rückkopplung führt. Irgendwann hat das Wachstum allerdings seinen Zenit erreicht und die Blase platzt.

Laut Sornette ist das wichtigste Anzeichen für eine Blase, wenn die Wachstumsrate über einem exponenziellen Anstieg liegt. Ursache dafür seien genau jene darunter liegenden positiven Rückkopplungsschleifen.
Baldiger Kollaps
Der Shanghai Composite Index steigt seit letztem Jahr rasant, um 69 Prozent seit Oktober. Damit ist das exponenzielle Wachstum bereits überschritten. Die Ursache liegt laut den Forschern an der chinesischen Regierung mit ihrer Kreditvergaben. So will diese das angestrebte Wachstum von acht Prozent gewährleisten.

Mit Hilfe ihres statistischen Modells, welches das weitere Wachstum für die Zukunft extrapoliert, prognostizieren die Wissenschaftler nun, dass der chinesische Aktienindex in diesen Tag kollabieren muss.
Fragwürdige Berechnungen
Ein begleitender Kommentar am "physics arXiv blog" kritisiert allerdings genau diese Methoden.

Damit lasse sich zwar eine Entwicklung skizzieren, eine exakte Berechnung der Daten sei wie in anderen komplexen Systemen aber kaum möglich. Dennoch sei ein Einbruch des Aktienindexes in näherer Zukunft sehr wahrscheinlich.

[science.ORF.at, 20.7.09]
->   Didier Sornette
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01.01.2010