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Erstmals Mäuse aus Stammzellen geschaffen  
  Gleich zwei chinesische Forschergruppen haben erstmals Mäuse aus induzierten pluripotenten Stammzellen geschaffen. Nach einem Wettrennen haben beide Teams den Erfolg zeitgleich veröffentlicht.  
Einige der Tiere waren sogar fruchtbar. Unter diesen fand sich ein Männchen, das im Alter von sieben Wochen ein Weibchen befruchtete und Vater wurde.
Eine Maus namens "Xiao Xiao"
 
Bild: Nature, Qi Zhou

Das Team um Xiao-yang Zhao von der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking entnahm erwachsenen Mäusen Zellen und programmierte sie mit einem genetischen Trick zurück zu einer Art embryonalen Zellen. Aus diesen sogenannten induzierte pluripotenten (iPS) Stammzellen ließen die chinesischen Wissenschaftler nun Mäuse heranwachsen (Nature, 23. Juli 2009, sobald online).

Dazu bedienten sie sich eines biologischen Tricks, der sicherstellte, dass die neuen Tiere nachweislich nur aus den iPS-Zellen entstanden. Die ersten so entstandenen Mäuse erhielten den Namen "Tiny" (englisch: winzig), auf Chinesisch "Xiao Xiao", gesprochen "Shau Shau".
Weiterer Fortschritt im Detail
"Das ist ein Fortschritt im Detail", urteilt Holm Zaehres, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für molekulare Medizin im Münster. Das Labor gehört international zu den führenden auf dem Gebiet der iPS-Forschung.

Bereits vor der neuen Arbeit der chinesischen Kollegen sei bekannt gewesen, dass iPS-Zellen zur Bildung fruchtbarer Mäuse beitragen können. Forscher hatten dafür iPS-Zellen in frühe Mausembryonen gespritzt, mit denen sie sich mischen und so zu einer Chimäre (Mischwesen) heranwuchsen. Solche Tiere haben laut Zaehres auch die Münsteraner Forscher schon erzeugt.
"Reine" iPS-Mäuse
Das Team um Zhao wollte aber keine chimären, sondern reine iPS-Mäuse schaffen. Dazu schuf die Gruppe zunächst eine Art künstliche Embryohülle, die aber keinen Anteil an der späteren Maus hatte. Sie mischten die Embryohülle dann mit den iPS-Zellen.

Im Inneren dieser Hülle entstand aus den iPS-Zellen der Embryo. Das Verfahren trägt den Namen "tetraploide Embryo-Komplementierung", weil die Embryohülle aus Zellen mit vier Chromosomensätzen entstanden war. Aus 3 verschiedenen iPS-Zelllinien gingen bisher 27 Mäuse hervor.

Von sehr ähnlichen Resultaten berichtet eine Gruppe um Shaorong Gao vom Nationalen Institut für Biowissenschaften in Peking im Journal Cell Stem Cell, 23. Juli 2009 (sobald online). Sie schufen fünf neue iPS-Zellinien. Aus einer ließen sich - ebenfalls über den Weg der "tetraploiden Embryo-Komplementierung" - lebende Mäuse gewinnen. Ein Tier überlebte, bis es erwachsen war.
Vielversprechende Stammzellen
iPS-Zellen wecken zahlreiche Hoffnungen. Ihr Grundmaterial - etwa Hautzellen - lässt sich im Prinzip von jedem Menschen nehmen. Nachdem sie im Labor verjüngt worden sind, könnte man die neuen Stammzellen des Patienten zu Ersatz für verschlissenes Geweben heranwachsen lassen und damit eine maßgeschneiderte Therapie schaffen.

Solche Zellen haben das gleiche genetische Material wie der Patient selbst, sie werden daher nicht abgestoßen. Das ist zumindest einer der Gründe, warum die iPS-Forschung in den vergangenen drei Jahren einen enormen Aufschwung genommen hat.

[science.ORF.at/APA/dpa, 23.7.09]
->   Induzierte pluripotente Stammzellen (Wikipedia)
->   Chinese Academy of Sciences
->   National Institute of Biological Sciences (Peking)
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01.01.2010