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Schädel einer unbekannten Ursaurierart entdeckt  
  Den fossilen Schädel einer unbekannten Ursaurierart haben Wissenschaftler in Thüringen entdeckt. Der Kopf könnte von einem säugetierähnlichen, 50 bis 70 Zentimeter großen Reptil stammen.  
Das berichtet der Grabungsleiter Thomas Martens am Montag zum Abschluss der diesjährigen Grabung. Der Fund bei Tambach-Dietharz - ein etwa sechs mal fünf Zentimeter großer Kopf - könnte eine wichtige Schnittstelle der Entwicklung von Reptilien zu den Säugetieren markieren.

Seit mehr als 30 Jahren wird an der Fundstätte am "Bromacker" in der fast 300 Millionen alten Gesteinsschicht nach den ältesten Landwirbeltieren der Erde gegraben. Bisher wurden mehr als 40 Skelette von 13 Ursaurierarten entdeckt.
"Erdgeschichtliches Fenster"
 
Bild: dpa, Martin Schutt

Martens mit einem Modell des Ursauriers

"Damit gehört der Bromacker zu den bedeutendsten und ergiebigsten Fundstellen weltweit", so Martens, Paläontologe am Museum der Natur Gotha. Die Thüringer Ursaurier seien zudem älter und besser erhalten als die Skelette in Nordamerika und New Mexiko. "Wir haben hier ein 'erdgeschichtliches Fenster', das uns einmalige Einblicke in die Entwicklung der ersten vierbeinigen Landwirbeltiere ermöglicht."

Auch deshalb gehörten seit 17 Jahren Experten unter anderem vom Naturgeschichtlichen Museum von Pittsburgh (USA) zum Grabungsteam. Die erstaunlich ähnlichen Funde auf beiden Kontinenten belegen, dass sie einst zum gemeinsamen Urkontinent Pangäa gehörten. In Pittsburgh werden die Thüringer Funde auch aus dem Stein präpariert, da Gotha dafür keinen Spezialisten hat.
Wirbeltiere und Insekten
Die etwa zehn Millionen Jahre älteren Thüringer Tiere sind allerdings um ein Vielfaches kleiner als ihre amerikanischen Verwandten: Sie wurden maximal einen Meter lang, die Tiere in den Rocky Mountains konnten bis zu vier Meter groß werden.

Die Ursaurier, die mit großem Rückensegel, großen Krallen und langem Schwanz durchaus beeindruckend aussahen, haben laut Martens nichts mit den Dinosauriern gemein, die rund 100 Millionen Jahre später lebten.

In den drei Wochen konnten die Wissenschaftler auch ein mausgroßes Skelett bergen, das zu den kleinsten Ursauriern gehört. Neben zahlreichen Wirbeltierknochen fanden sie den zwei Zentimeter großen Flügel einer Schabe. "Der Bromacker gehört mittlerweile auch zu den bedeutenden Insektenfundstellen aus der Zeit des Unteren Perm", so Martens.

[science.ORF.at/dpa, 28.7.09]
 
 
 
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01.01.2010