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Borkenkäfer halten sich nicht an Grenzen  
  Der Borkenkäfer gilt als gefährlicher Schädling in den Wäldern. Nun schwelt zwischen Oberösterreich und der Tschechischen Republik ein Konflikt über die Bekämpfung, berichten die "Salzburger Nachrichten".  
Denn der Borkenkäfer hält sich nicht an Staatsgrenzen.
Ganzes Bundesgebiet betroffen
Buchdrucker, Kleiner Fichtenborkenkäfer und Kupferstecher - heuer ist wohl kaum ein Fleck in Österreich nicht von Borkenkäfern betroffen: "Man muss leider sagen, dass es im ganzen Bundesgebiet - überall dort, wo Fichte wächst - diese Käfer gibt", sagt Hannes Krehan vom Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft (BFW) auf Radio Österreich 1.
->   BWF, Institut für Waldschutz
Tendenz (wieder) steigend
Der Dauerregen im heurigen Sommer war dem Borkenkäfer zwar sicher nicht zuträglich: Starkregen hindere ihn am Fliegen, sagt Krehan; die Feuchtigkeit wirke sich zudem auf den Nachwuchs aus - denn sie lässt Pilzkrankheiten blühen, die die Käferlarven zum Absterben bringen. Dennoch verzeichnen die Pheromonfallen bzw. die Experten vom BFW nicht weniger Tiere.

Und so werden die heimischen Wälder heuer sicher nicht verschont bleiben, meint Krehan vom BFW-Institut für Waldschutz gegenüber science.ORF.at.

Seine Prognose für das Jahr 2009: "Ein leichter bis regional sogar stärkerer Anstieg. Denn in den Sturmschadensgebieten, wo 2007 und 2008 die extremen Schäden entstanden sind, kann man mit großer Wahrscheinlichkeit einer zweijährigen Verspätung annehmen, dass dann der Käfer massiv auftritt."
Schadensbilanz
Im Jahr 2008 hat der Borkenkäfer laut einer Publikation des BFW ("BFW-Praxisinformation Nr. 17 - 2008; Juni 2008) knapp zwei Millionen Festmeter Schadholz verursacht; kleiner Trost: der Schaden im Vorjahr war nicht ganz so groß wie in den vorangegangenen Saisonen. (2007: 2,13 Millionen Festmeter; und die Austria Presseagentur beziffert den Schaden im Jahr 2005 gar mit 2,5 Millionen Festmetern Schadholz.)
Borkenkäfer profitiert vom Klimawandel
Der Klimawandel hat laut Hannes Krehan übrigens ebenfalls Auswirkungen auf den Borkenkäfer:
- durch Wetter-Extremereignisse - Sturm, Hagel, Lawinen - fällt immer mehr Schadholz an und damit immer mehr leicht befallbares Brutholz für die Käfer.
- die Befallsgebiete dehnen sich aus, waren früher Höhenlagen bis maximal 1000 Meter betroffen, seien es mittlerweile Höhenlagen bis 2000 Meter.
->   Über Borkenkäfer (BFW)
Länderübergreifendes Problem
Borkenkäfer sind aber nicht nur ein wirtschaftliches und ökologisches Problem, sondern auch ein zwischenstaatliches: Zwischen Oberösterreich und der Tschechischen Republik schwelt derzeit ein Konflikt über die Bekämpfung des Käfers, der den Wald im Grenzgebiet befallen hat, berichtet die Tageszeitung "Salzburger Nachrichten": Tschechien setze darauf, dass im betroffenen Wald, einem Nationalpark, die Natur sich selbst regeneriere; Oberösterreich hingegen beobachte bereits ein Übergreifen des Borkenkäfers auf angrenzende Wirtschaftswälder.

Nur gemeinsam könne das Problem bekämpft werden, meint der Experte Krehan zu science.ORF.at, sprich: ein waldloser Streifen von geschätzten 100 bis 200 Metern als natürliche Ausbreitungsblockade. Hier ist auf politischer Ebene aber noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 30.7.09
->   Artikel in den Salzburger Nachrichten
->   science.ORF.at-Archiv zu Borkenkäfern
 
 
 
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01.01.2010