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Unsicherheit macht Fußballer einsatzfreudiger  
  Wenn es wirklich "um etwas geht", strengen sich Fußballer mehr an als sonst. Das zeigt ein Leistungsvergleich vor der Europameisterschaft, die vergangenes Jahr in Österreich und in der Schweiz stattgefunden hat. Sportler, deren Nominierung für die Nationalelf unsicher war, waren in den Monaten davor deutlich einsatzfreudiger als bereits sicher nominierte Spieler.  
Sie gewannen mehr Zweikämpfe und schossen öfter aufs Tor, berichten die Ökonomen Jeanine Miklos-Thal und Hannes Ullrich in einer Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.

Bereits sicher nominierte Spieler lassen in ihrer spielerischen Leistung vor einem wichtigen Fußballbewerb hingegen nach.
Leistungsvergleich in deutscher Bundesliga
Die Studie wertete verschiedene Leistungsmerkmale wie etwa erzielte Tore, gewonnene Zweikämpfe und angenommene Pässe aus der deutschen Bundesliga-Saison 2006/ 2007 sowie 2007/ 2008 aus. In diesen Zeitraum fiel die Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft 2008.

Viele Spieler der deutschen Liga hatten in den Monaten vor der Euro 2008 Gelegenheit, sich durch ihre gezeigten Leistungen dem Nationalteam ihres jeweiligen Landes zu empfehlen.

Die Studie betrachtete insgesamt 165 Spieler aus zwölf Ländern, die sich für die Euro 2008 qualifizieren wollten, und verglich deren Leistungen mit 81 Spielern aus 33 Ländern, die von vornherein nicht als Teilnehmer an der Euro 2008 in Frage kamen.
Mehr Torschüsse und zweikampffreudiger
Es zeigte sich, dass die Leistungsanreize in dem, was die Ökonomen Nominierungswettbewerb nennen, asymmetrisch verteilt sind. Spieler mit einer mittleren Wahrscheinlichkeit in den Nationalkader aufgenommen zu werden, reagierten stark positiv auf die Möglichkeit, bei der Euro 2008 für das Heimatland auf dem Platz zu stehen.

Für Fußballer, deren Nominierungswahrscheinlichkeit sehr hoch war, wurde dagegen kein positiver, zum Teil sogar ein negativer Effekt des Nominierungswettbewerbs nachgewiesen.

Soll heißen: In den Monaten vor der Euro 2008 erzielten Spieler mit mittleren Nominierungswahrscheinlichkeiten durchschnittlich 27 Prozent mehr Torschüsse als Spieler, die nicht am Nominierungswettbewerb teilnahmen.

Sicher nominierte Fußballer erzielten dagegen nicht mehr Torschüsse als die Spieler der Vergleichsgruppe. Sie gewannen sogar im Schnitt 1,5 Zweikämpfe pro Spiel weniger als jene, die außerhalb des Nominierungswettbewerbs spielten. Im Durchschnitt wurden 12,2 Zweikämpfen pro Spiel gewonnen.
Bereits Nominierte wollen sich nicht verletzen
Leistung auf dem Platz zu zeigen, lohnt sich laut den Forschern am meisten für die Sportler, deren Nominierung ungewiss ist, "da sie die Nominierungsentscheidung weitgehend selbst in der Hand haben. Spieler, die sich ihrer (Nicht-)Nominierung sicher sind, haben dagegen kaum Anreize sich überdurchschnittlich anzustrengen, da sie die Entscheidung kaum mehr selbst beeinflussen können."

Spieler, deren Nominierung sicher ist, halten sich sogar eher zurück, um Verletzungen zu vermeiden und damit ihre Teilnahme am Wettbewerb nicht zu gefährden.
Jüngere noch mehr motiviert
Schließlich belegt die Studie, dass jüngere Spieler am stärksten auf die Möglichkeit reagieren, in die Nationalelf ihres Landes berufen zu werden. So erzielten Fußballer im Alter von 20 Jahren im Nominierungswettbewerb für die Euro 2008 durchschnittlich 4,5 Ballkontakte pro Spiel mehr als ihre Altersgenossen, die nicht am Nominierungswettbewerb teilnahmen.

30-jährige Spieler, die die Möglichkeit hatten, sich für den Nationalkader zu empfehlen, erzielten im Durchschnitt sogar knapp einen Ballkontakt weniger als Gleichaltrige, die nicht am Nominierungswettbewerb teilnahmen. Im Durchschnitt erzielten Spieler der deutschen Bundesliga ca. 57 Ballkontakte pro Spiel.

Die Studie zeigt, dass die Teilnahme an einem internationalen Turnier für die zukünftige Karriere eines jungen Spielers von größerer Bedeutung ist als für die Karriere eines älteren Spielers, der möglicherweise schon auf das Ende seiner aktiven Zeit zusteuert.

[science.ORF.at, 4.8.09]
->   Jeanine Miklos-Thal
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01.01.2010