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Spinnenfossil durch moderne Technik "lebendig"  
  Mit einer neuen Technik wurde ein dreidimensionales Abbild einer 300 Mio. Jahre alten Vorfahrin der Spinne erzeugt. Das Modell offenbarte einige bisher unbekannte Eigenschaften der Kreatur.  
Wissenschaftler um Russel Garwood haben am Imperial College London ein detailliertes Modell zweier Fossilien erstellt, Cryptomartus hindi und Eophrynus prestvicii sind frühe Verwandte der heutigen Spinnen. Beide jagten vor etwa 359 - 299 Millionen Jahren, im Karbon, auf der Erde, und waren zirka drei Zentimeter klein.
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Die Studie wurde unter dem Titel "High-fidelity X-ray micro-tomography reconstruction of siderite-hosted Carboniferous arachnids" in den "Biology Letters" (5. August 2009) veröffentlicht.
->   Biology Letters
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Eigene Software für Modell entwickelt
Für das Modell verwendeten die Forscher einen Computer-tomographen, von jedem Fossil machten sie mehr als 3.000 Bilder. Diese wurden dann mit einer eigens programmierten Software zu einem dreidimensionalen Modell zusammengefügt. Das Modell offenbart einige der körperlichen Besonderheiten der Tiere, die ihnen geholfen haben, Beute zu machen und Jägern zu entkommen.
Beweise für die Verwandtschaft mit Spinnen
 
Bild: Natural History Museum & Imperial College London

Cryptomartus hindi

So sind bei Cryptomartus hindi die beiden Vorderbeine an den Vorderleib angelegt, was darauf schließen lässt, dass damit die Beute festgehalten wurde, bevor sie getötet wurde. Am Pedipalpus, dem Tastorgan am Maul, befinden sich kleine Klauen, die ihr halfen, die Beute unter Kontrolle zu halten und zu zerlegen. Diese Klauen findet man noch heute bei seltenen Spinnenarten, was für die Forscher ein weiterer Beweis für die Verwandtschaft ist.

Bei Eophrynus prestvicii wurden Stacheln am Hinterleib entdeckt. Diese könnten ein Verteidigungsmechanismus gegen Amphibien gewesen sein, die etwa zur selben Zeit aus dem Wasser ans Land kamen.
Blick in die Vergangenheit der Erde
 
Bild: Natural History Museum & Imperial College London

Eophrynus prestvicii

"Unser Modell erweckt diese sehr alten Kreaturen zum Leben, und es ist sehr spannend, einen genauen Blick darauf zu werfen. Das Modell hilft uns dabei zu verstehen, was in dieser früh-geschichtlichen Zeit an Land passiert ist," sagt Russel Garwood.

Bisher mussten Fossilien durch das Spalten des Steins freigelegt werden, wodurch vieles verborgen blieb. Garwood glaubt, dass ihre neue Technik auch bei bereits analysierten Fossilien eingesetzt werden könnte, um ein exakteres Bild bereits ausgestorbener Spezies herzustellen, und davon, wie sie auf der jungen Erde lebten.

[science.ORF.at, 5.8.09]
->   Video des Eophrynus prestvicii-Modells (mov-Datei)
->   Imperial College London
 
 
 
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01.01.2010