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Vielseitige Raubtiere stabilisieren Ökosysteme  
  Vielseitige Raubtiere, die sich nicht auf eine bestimmte Beute-Art spezialisiert haben, stabilisieren Ökosysteme. Das ergab eine Studie von deutschen, US-amerikanischen und österreichischen Forschern.  
Das internationale Team nutzte dazu eine neue Methode sogenannter Generalisierter Modelle, die vom Max-Planck-Institut (MPI) für Physik komplexer Systeme in Dresden entwickelt wurde. Die Ergebnisse wurden nun in Kooperation mit dem Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg und der Princeton University nun veröffentlicht.
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Die Studie "Generalized Models Reveal Stabilizing Factors in Food Webs" von T. Gross et al. ist in "Science" (DOI: 10.1126/science.1173536) erschienen.
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Simulation komplexer Systeme
Die Untersuchung von Nahrungsnetzen - wer lebt wovon - ist eine aufwendige Sache. Im Detail lassen sich praktisch nur sehr kleine Ökosysteme oder nur spezielle Sektoren aufklären. Daher greifen Wissenschaftler immer häufiger auf Computersimulationen zurück. Allerdings sind solche Modelle häufig stark vereinfacht und umfassen nur eine geringe Anzahl an Einflussfaktoren.

Die Dresdner MPI-Forscher haben deshalb eine neue Methode entwickelt, mit Hilfe derer sich der Einfluss vieler Faktoren auf komplexe Systeme untersuchen lässt. "Mithilfe sogenannter 'Generalisierter Modelle' berechnen wir, ob ein gegebenes Nahrungsnetz prinzipiell stabil sein kann, das heißt, ob die beteiligten Arten langfristig zusammenleben können", erklärte Thilo Gross vom MPI. Die Forscher haben aufwendige Simulationen an Nahrungsnetzen von bis zu 50 Arten durchgeführt.
Gesetze hängen von Netzgröße ab
Speziell für große Raubtiere, die am Ende der Nahrungskette stehen, zeigte sich, dass eher Generalisten eine Lebensgemeinschaft stabilisieren als Spezialisten, die sich etwa auf eine bestimmte Art als Beute konzentrieren. Stabilisierend wirke es sich auf Ökosysteme auch aus, wenn Beute in der Mitte der Nahrungskette mehreren Raubtierarten Nahrung liefern.

Bei den Simulationen zeigten sich noch weitere stabilisierende und destabilisierende Faktoren. So ist ein Nahrungsnetz instabiler, wenn es besonders eng geknüpft ist. Generell gehorchen große Netze, mit vielen Arten, anderen Gesetzen als kleine.

Auf kleine Systeme wirkt es sich stabilisierend aus, wenn es zwischen manchen Arten sehr starke, zwischen anderen aber nur sehr schwache Beziehungen gibt. In großen Systemen ist es umgekehrt, daher sollten in stabilen Ökosystemen durchschnittlich starke Räuber-Beute-Beziehungen dominieren, extreme eher in den Hintergrund treten.

[science.ORF.at/APA, 7.8.09]
->   Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme
->   Internationales Institut für angewandte Systemanalyse
 
 
 
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01.01.2010