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Antidepressiva erhöhen Suizidrisiko in der Jugend  
  Berichte über ein erhöhtes Suizidrisiko durch Antidepressiva haben in den vergangenen Jahren Ärzte und Patienten verunsichert. Eine Prüfung zeigt nun, dass das auf junge Menschen tatsächlich zutrifft.  
Zumindest ergab die Auswertung von insgesamt 372 Studien durch Experten der US-Arzneimittel-Zulassungsbehörde FDA, dass die Medikamente, welche die Schwermut vertreiben sollen, bei jungen Menschen im Alter unter 25 Jahren die Selbstmordneigung erhöhen. Dagegen scheinen ältere Menschen unter dem Einfluss der Mittel für solche Gedanken weniger empfänglich zu sein.
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Die Studie "Risk of suicidality in clinical trials of antidepressants in adults: analysis of proprietary data submitted to US Food and Drug Administration" von Marc Stone et al. ist im "British Medical Journal" (11. August 2009, DOI: 10.1136/bmj.b2880 erschienen.
->   Zum Abstract der Studie
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Große Varianz in Wirkung und Nebenwirkung
Die FDA hatte die Arzneimittelhersteller im Jahr 2005 angewiesen, Warnhinweise auf die Verpackungen zu drucken. Nun prüften FDA-Mitarbeiter 372 Studien, darunter viele Untersuchungen, die die Pharmakonzerne bisher nicht publiziert hatten. Bei den insgesamt fast 100.000 Teilnehmern kam es zu acht Selbsttötungen und 144 Suizidversuchen oder -Vorbereitungen. Rund 380 Patienten berichteten, daran gedacht zu haben, ihr Leben zu beenden.

Bei Menschen unter 25 Jahren war die Suizidalität unter Antidepressiva höher als unter Gabe eines Scheinpräparats. Dies galt vor allem für jene Patienten, welche die Medikamente nicht gegen eine Depression nahmen, sondern gegen andere psychische Störungen. Bei Personen zwischen 25 und 64 Jahren war die Gefährdung dagegen nicht höher als unter einem Placebo, und bei älteren Senioren war das Risiko sogar verringert. Dies galt sowohl für die relativ neuen Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) als auch für andere Wirkstoffklassen.

In einem Kommentar betont der Mediziner John Geddes von der englischen Universität Oxford aber, es gebe noch immer grundlegende Unklarheiten. Es werde immer deutlicher, dass verschiedene Präparate sowohl in ihrer Effizienz als auch in ihren Nebenwirkungen sehr unterschiedlich seien.

[science.ORF.at/APA/AP, 14.8.09]
->   U.S. Food and Drug Administration (FDA)
 
 
 
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01.01.2010