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Klimaerwärmung: Früher menschlicher Einfluss  
  Unter Umständen hat der hausgemachte Klimawandel seine Wurzeln schon in grauer Vorzeit. Frühe Zivilisationen könnten durch Brandrodungen nachhaltig dazu beigetragen haben.  
Eine Studie besagt, dass zur Lebensmittelproduktion pro Mensch heute 90 Prozent weniger Anbaufläche gebraucht wird als in der frühen Menschheitsgeschichte. Frühe Gesellschaften gewannen große Landstriche für den Ackerbau durch Brandrodungen.

Zu diesem Schluss kommen Forscher rund um William Ruddiman an der Universität von Virginia und der Universität von Maryland-Baltimore in einer Studie, die am 17. August im Fachblatt "Quaternary Science Reviews" (Abstract) erscheint.
Sanken die Erträge, brannte das Land
"Sie verwendeten mehr Land für den Ackerbau, weil sie keinen Anreiz hatten, die Erträge zu steigern. Es war ja genug Wald zum Verbrennen da", sagt Ruddiman. "Sie könnten unbeabsichtigterweise das Klima verändert haben".

Unsere Urahnen bestellten das so gewonnene, fruchtbare Land, bis die Erträge zu sinken begannen. Dann wurde das nächste Feld gerodet. Möglicherweise wurde so fünfmal mehr Fläche gerodet, als beackert wurde. Durch die wachsende Bevölkerung war man erst mit der Zeit gezwungen, intensivere Formen des Landbaus anzuwenden, um langsam die Erträge zu steigern.
Die Menschheit beeinflusst das Klima seit Jahrtausenden
Ruddiman ist Klimaforscher, er untersucht Meeressedimente und Eisproben. Die letzten Jahre hat er sich verstärkt mit verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie Anthropologie, Archäologie, Klimatologie und Bevölkerungsdynamik beschäftigt, um zu verstehen, wie Menschen das Klima über die Jahrtausende verändert haben könnten.

Vor fünf Jahren machte Ruddiman mit der Behauptung Schlagzeilen, die Menschheit hätte schon vor tausenden von Jahren begonnen, das Klima zu beeinflussen, und nicht erst seit der industriellen Revolution. Andere Forscher halten dagegen, die Populationen waren zu klein, um Einfluss auf das Klima zu haben.
Wälder breiten sich weltweit wieder aus
Dazu merkt Ruddiman an, die hocheffiziente und intensive Landwirtschaft unserer Zeit führe dazu, dass jährlich kleinere Anbauflächen pro Person benötigt werden. Wälder breiten sich in vielen Regionen wieder aus, dazu gehören Europa, Kanada, Russland, die nordöstlichen USA und sogar Teile von China. Auch Österreichs Walddichte ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

"Viele Klimamodelle gehen davon aus, dass die Bodennutzung in der Vergangenheit dieselbe war wie heute", sagt Erle Ellis, Koautor der Studie. "Wir denken, dass viel kleinere frühe Populationen weitaus mehr Land pro Person benötigten, und das Klima stärker beeinflussten, als derzeitige Modelle zeigen".

[science.ORF.at, 17.8.09]
->   William Ruddiman (Wikipedia)
 
 
 
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01.01.2010