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Künftig ist die Feuerwehr früher im Wald  
  Die Universität für Bodenkultur und die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik betreiben in Österreich Grundlagenforschung, um Waldbrände in Zukunft besser vorhersagen zu können.  
EU will einheitliches Vorwarnsystem
Im Alpenraum herrscht ein beinahe babylonisches Gewirr. Nicht unbedingt an Dialekten, aber an Standards zur Vorhersage von Waldbränden. Bestehende nationale Indizes sind zu verschieden, um sie vergleichen zu können. In Italien hat sogar jede Region einen anderen Index, und auch diese verstehen sich untereinander nicht.

Die Europäische Union, die große Gleichmacherin, will das Gewirr abschaffen: Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung fördert das Projekt ALP FFIRS (Alpine Forest Fire Warning System) in den nächsten drei Jahren mit mehr als zwei Millionen Euro im Rahmen des EU-Programms Alpenraum.

Das österreichische Ziel von ALP FFIRS ist es, Waldbrände genauer vorherzusagen, um Feuerwehren eine bessere Grundlage zur Einsatzplanung zu geben. Transnationales Ziel ist, das Waldbrandrisiko auf Basis eines einheitlichen Gefährdungsindex und damit vergleichbar für den gesamten Alpenraum darzustellen. So können Einsatzpläne und operationelle Verfahren zur Feuerbekämpfung abgestimmt werden.
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Wissen: ALP FFIRS
Das "Alpine Forest Fire Warning System" ist ein mit zwei Millionen Euro gefördertes Projekt von der EU. In den nächsten drei Jahren soll es gemeinsame Standards für die Waldbrandvorhersage in den Alpenländern erarbeiten. Projektpartner sind 14 öffentliche Institutionen wie Wetterdienste, Universitäten und Behörden aus dem Alpenraum (Fünf aus Italien, drei aus der Schweiz, je zwei aus Österreich und Slowenien, je eine aus Frankreich und Deutschland).
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Allein im April 24 Waldbrände
Der heurige April ließ Schlimmes befürchten: Zwischen Vorarlberg und dem Burgenland gab es 24 Waldbrände, in der Kranebitter Klamm bei Innsbruck waren hunderte Feuerwehrleute sechs Tage beschäftigt, bis der Brand gelöscht war. Heftige Niederschläge im Mai entschärften die Situation, die "hohe" bis "mittlere" Waldbrandgefahr war seither dank des feuchten Sommers nicht mehr gegeben.

"Unsere Wälder stellen bislang kein waldbrandgefährdetes Ökosystem dar", stellt Harald Vacik von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien fest. "Mit der laufenden Klimaerwärmung ist aber anzunehmen, dass Trockenperioden und damit auch Waldbrände häufiger werden".
Bisher nur Wetter als Basis für Gefahrenindex
Die meteorologischen Bedingungen für Waldbrände erklärt Alexander Beck, Mitarbeiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gegenüber science.ORF.at: Wenn es über längere Zeit keinen Niederschlag, hohe Temperaturen und geringe Luftfeuchte gibt, steigt der - österreichische - Index für Waldbrandgefahr. "Die Achillesferse des Index ist die Waldvegetation insgesamt", sagt Beck. Denn diese wird nicht in das meteorologische Modell mit einbezogen, ebenso wenig sozioökonomische Faktoren.

Diese Faktoren zu bestimmen, ist Aufgabe der BOKU. "Stark Waldbrandgefährdet sind Nadelholzwälder mit großem Kiefernbestand", sagt Vacik gegenüber science.ORF.at. Wenn der Wald noch am Südhang steht und ausgetrocknet ist, sowie eine Streuauflage am Waldboden aus Nadeln und Zapfen besteht, ist das Brandrisiko besonders hoch.
Gefahrenquelle Mensch
Tourismus, Wander- und Mountainbikerouten, Infrastruktur oder auch Almhütten zählen zu den sozioökonomischen Faktoren, die einen Waldbrand wahrscheinlicher machen, also quasi alles, was mit dem Menschen zusammenhängt. "In mindestens einem Drittel, wenn nicht 50 Prozent der Fälle und mehr sind Menschen der Auslöser für Waldbrände", sagt Vacik. Bekannter Klassiker ist der weggeworfene Zigarettenstummel, aber auch Abbrennen von Weideland, das außer Kontrolle gerät, ist eine häufige Ursache.

Seit einem Jahr sammelt die BOKU Daten zu den Ursachen von Bränden, entsprechende Diplomarbeiten und Studien sind am anlaufen. Besonders wichtig ist Vacek, dass die Grundlagenforschung, die die BOKU leistet, in einem konkreten Projekt mündet. "Es wird eine Entscheidungshilfe für Behörden geben, und zwar grenzüberschreitend", sagt er. Damit unsere Alpenwälder nicht, wie einst Babylon, niederbrennen.

Benedikt Baumgartner, science.ORF.at, 20.8.09
->   Österreichischen Forschungsinitiative Waldbrand (AFFRI)
->   Waldbrandgefahrenkarte der ZAMG
 
 
 
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01.01.2010