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Wann ist ein Mann ein Mann?  
  Leistungsdenken, Macht und verdrängte Homoerotik prägten oftmals das Miteinander von Männern. Eine neue Studie zeigt, dass die wachsende Bedeutung körperlicher Attraktivität das männliche Leben nicht gerade einfacher macht.  
'KörperNormen - KörperFormen'
In ihrem Buch "KörperNormen - KörperFormen" untersuchen Beate Hofstadler und Birgit Buchinger das Verhältnis von Männern zu ihrem Körper, ihrem Geschlecht und ihrer Sexualität.
Neben Stärke wird Ästhetik immer wichtiger

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Die Ergebnisse der offenen Leitfadeninterviews mit Männern unterschiedlichen Alters, sozialem Status, Bildung oder sexueller Orientierung zeichnen ein schwieriges Bild vom Mann-Sein: So genügt es für Männer heutzutage nicht mehr, einfach "nur Mann" zu sein.

Auch Männerkörper seien in einem sehr umfassenden Sinn Schauplatz der Rangordnungskämpfe und Machtverteilungen zwischen Männern geworden. Dies betreffe nicht mehr nur die altbekannten Werte wie Kraft oder Stärke.

Inzwischen müssten auch Männer ästhetischen Anforderungen entsprechen. Die Bedeutung körperlicher Attraktivität hat zugenommen - und damit auch das Leiden der Männer zu Beginn jeder Badesaison.
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Das Buch:
Hofstadler, Beate /Buchinger, Birgit: KörperNormen - KörperFormen. Männer über Körper, Geschlecht und Sexualität. Reihe kultur.wissenschaften bd 4, hrsg. V. bm:bwk, Wien: Turia & Kant Verlag, 2001
->   Abstract des Buches
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Herstellung von Männlichkeit

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Die im Auftrag des Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (bm:bwk) erstellte Studie untersuchte Männlichkeit als soziales und kulturelles Konstrukt: Wie wird Männlichkeit "hergestellt", wie wirken die Angst vor deren Verlust und das Bemühen um deren Aufrechterhaltung?

Alle Interviewpartner erzählten von der Bedeutung, sich mit anderen Männern auch auf der körperlichen Ebene zu messen. Der permanente Vergleich diene, so die Autorinnen, vor allem dazu, sich der eigenen Männlichkeit zu versichern: Wer ist der Stärkste? Wer ist der Schnellste? Wer ist der Potenteste?

Die Dynamik des Messens mit Anderen stehe immer in Zusammenhang mit Leistungen. Im Umgang mit Essen, mit dem eigenen Körper und der Sexualität sei diese allgegenwärtige Leistungsanforderung, die der Darstellung von Männlichkeit diene, anzutreffen.
Männer bringen "es" ...
Für alle in der Studie befragten Männer sei Potenz - unabhängig davon, wie viel sie über ihr sexuelles Erleben erzählten - ein zentrales Thema. Oft wiesen sie darauf hin, dass sie "es" sexuell durchaus (noch) bringen würden.

Andere betonten ihre Potenz durch Leistungen im sportlichen Bereich oder in der Arbeitswelt. Dies zeige, dass Männer ständig um die Aufrechterhaltung ihrer Männlichkeit bemüht seien.
Blick- und Berührungsverbot unter Männern
Ein zentrales Thema sei zudem, zur Überraschung der Autorinnen, die häufige Thematisierung von Homoerotik im Rahmen der Interviews gewesen. Bei heterosexuellen Männern geschehe dies meist in Form massiver Abwehr. So sei die Vehemenz, mit der manche Männer den körperlichen Vergleich mit anderen Männern abwehrten, auffallend.

Das zwischen Männern herrschende Blick- und Berührungsverbot sei Teil der potentiellen Anziehung, die Männer auf andere Männer ausüben. Dieses bewusst wahrzunehmen, erlaubten sich jedoch die wenigsten Männer, so die Autorinnen.

(red)
->   CULTURAL STUDIES.AT
->   Studienautorinnen (Solution, Sozialforschung & Entwicklung)
->   Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
 
 
 
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01.01.2010