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Der Hund ist "made in China"  
  Schwedische und chinesische Forscher sind sich laut der bisher genauesten Genanalysen sicher: Die weltweit allerersten Hunde wurden vor 16.000 Jahren in China südlich des Jangtse-Flusses gezüchtet.  
Wie am Mittwoch aus dem Königlichen Forschungsrat in Stockholm verlautete, habe man mit Hilfe von genetischen Methoden zum ersten Mal "genau auf den Punkt" einkreisen können, wo und wann wie viele Wölfe als erster Hundestamm gezähmt worden seien.
Neue Genanalysen
Der Biologe Peter Savolainen erklärte, dass bisher der globale Ursprung aller Hundestämme lediglich grob in Ostasien lokalisiert werden konnte. Nun sei es aber mit neuen Genanalysen gelungen, "den besten Freund des Menschen auf den Punkt genau einzukreisen".

Die Ergebnisse sind in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsjournals "Molecular Biology and Evolution" veröffentlicht (Open-Access-Artikel). Zum Forscherteam zählte auch Shuichi Matsumura vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) im niederösterreichischen Laxenburg.
Zähmung der Wölfe
Laut den Forschern entwickelte sich der erste Hundestamm aus einer überraschend hohen Zahl von mehreren hundert gezähmten Wölfen. Herausgefunden hat die schwedisch-chinesische Forschungsgruppe dies durch die Feinanalyse des Erbmaterials von über 1.500 Hunden in Europa, Afrika und Asien.

Dabei wurden ausschließlich bei den untersuchten Hunden aus zwei chinesischen Provinzen südlich des Jangtse DNA-Typologien gefunden, die komplett und in direkter Linie zu bestimmten Anlagen in weiblichen Wölfen führen. Bei den europäischen und afrikanischen Hunden war dies nur teilweise der Fall.

"Daraus können wir schließen, dass Wölfe genau hier erstmals zu Hunden gezähmt wurden. Als der Bestand sich dann über die ganze Welt ausbreitete, gingen diese DNA-Typen nach und nach verloren", sagte Savolainen der Zeitung "Dagens Nyheter".
Tiere wurden anfangs eher gegessen
Als "aufregend" stufte der Molekularbiologe auch die Entdeckung ein, dass die ersten chinesischen Hunde nicht wie ihre späteren Nachkommen in Europa als Hirten- oder Wachhunde eingesetzt wurden, sondern "wahrscheinlich in menschlichen Mägen endeten".

Man habe die Wölfe wohl zunächst gezähmt, um die neuen Haustiere als Nahrung zu nutzen, meinte Savolainen: "Gerade in Südchina gibt es das ja heute noch." Erst später sei den Züchtern aufgegangen, dass man Hunde auch anders einsetzen kann.

Die entgegen früherer Hypothesen wesentlich besser abgesicherte Einkreisung der ersten Hundestämme stimme gut überein mit dem Übergang der menschlichen Bevölkerung vor 10.000 bis 12.000 Jahren von einer Existenz als Jäger und Sammler zu einer bäuerlichen Gesellschaftsform

[science.ORF.at/APA/dpa, 2.9.09]
->   Shuichi Matsumura, IIASA
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01.01.2010