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Belohnen ist besser als strafen  
  Belohnung für positives Sozialverhalten in einer Gruppe lohnt sich laut einer neuen Studie für alle Beteiligten mehr als Strafen für einzelne Egoisten. Und zwar selbst dann, wenn die Belohnung etwas "kostet".  
Das fand eine Forschergruppe um den österreichischen Mathematiker und Biologen Martin Nowak, seit 2003 Professor an der Universität Harvard in Boston, in einem spielerischen Experiment heraus.

Praktische Bedeutung könnte das bei der Abfallreduzierung in Wohngegenden, freiwilligen Arbeiten im Stadtrat oder der Freiwilligen Feuerwehr haben.
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Die entsprechende Studie "Positive Interactions Promote Public Cooperation" ist am 3.9.09 in "Science" erschienen.
->   Abstract der Studie
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"Public Goods Game" einmal anders
Das "Public Goods Game" ist eine Standardmethode der Verhaltensforschung. Dabei kann jeder aus einer Gruppe von Mitspielern entscheiden, welchen Betrag er in einen gemeinsamen Topf geben will, der schließlich gleichmäßig verteilt wird. Bei ständig wechselnden Teilnehmern hat ein knausriger Mitspieler hier deutliche Vorteile.

Forscher um Martin Nowak veränderten nun die Bedingungen. Sie ließen 48 Gruppen von je vier Studenten anonym am Computer mehrmals gegeneinander spielen. Die Teilnehmer leisteten zunächst einen Beitrag für eine imaginäre gemeinsame Kasse.

Danach konnten sie Mitspieler in einzelnen Gruppen gezielt für deren jeweiligen Beitrag belohnen, bestrafen oder zwischen beiden Möglichkeiten wählen. Sowohl die Belohnung als auch die Bestrafung kostete den Beurteiler eigene Geldeinheiten.
Belohnungen verstärken positives Sozialverhalten
Das Ergebnis spricht eindeutig für die Belohnung, berichten die Forscher: Der mittlere Gewinn für alle war bei Belohnung deutlich höher als bei Bestrafungen. Interessant war, dass im Laufe der Experimente das Verhältnis Belohnungen/Strafen bis auf 80 zu 20 Prozent anstieg.

Das Experiment sei ein passendes Modell für viele Alltagssituationen, bei denen Menschen Taten für die Allgemeinheit mit ungewissem persönlichem Vorteil gegen den direkt lohnenden Egoismus abwägen, schreiben die Forscher.

Es zeige deutlich, wie positive Verstärkung durch Belohnungen soziales Verhalten stabilisieren könne.

[science.ORF.at/APA/dpa, 4.9.09]
->   Martin Nowak, Harvard University
->   Public Goods Game, Wikipedia
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01.01.2010