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Eine Maus lernt fliegen  
  Mit Hilfe eines starken Magnetfelds haben NASA-Forscher eine Maus in Schwebezustand versetzt. Sie erhoffen sich Rückschlüsse auf den Zustand von Astronauten, die sich längere Zeit in Schwerelosigkeit befinden.  
Ungewohnte Erfahrung
Manche Menschen geben Unsummen aus, um einmal für ein paar Sekunden schwerelos zu sein. Der Maus im Experiment dürfte das Ganze weniger Spaß gemacht haben. Sie versuchte sich irgendwo an der runden Schale, in der sie sich befand, festzuhalten, schlug gegen die Wände und begann sich zu drehen. "Ich glaube, sie war das Schweben nicht gewöhnt", zitiert die Zeitschrift "New Scientist" NASA-Wissenschaftler Yuanming Liu vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena.

Die Forscher brachten die Maus aber keineswegs aus Jux und Tollerei oder ausschließlich der wissenschaftlichen Neugierde wegen in diese missliche Lage. Aus dem Experiment wollen sie lernen, wie sich längere Weltraumflüge auf Menschen auswirken könnten. Ohne Gravitation sind über längere Zeit Knochen- und Muskelschwund sowie Änderungen im Blutfluss zu erwarten ("Advances in Space Research", online).
Flug über dem Supraleiter
 
Bilder: Reuters

Die Maus im Magnetfeld

Die Wissenschaftler erzeugten im Rahmen des Experiments ein Feld mit einer Magnetspule, die sie auf wenige Grad über dem absoluten Nullpunkt abgekühlt hatten und die so zum Supraleiter geworden war. Das Magnetfeld hatte eine Stärke von 17 Tesla - zehntausend Mal stärker als das eines Kühlschrankmagneten und zehn Millionen Mal stärker als das der Erde.

Das starke Magnetfeld veränderte in den Zellen der Maus die Bewegung der Elektronen der Wassermoleküle. Dadurch entsteht ein weiteres Magnetfeld, das dem des Supraleiters entgegenwirkt. Da sich die beiden Magnetfelder abstoßen, beginnt die Maus zu schweben.

Die Magnetspule bietet für die Tests einige Vorteile: Sie kann die Mäuse länger schweben lassen als Parabelflüge mit Flugzeugen und ist einfacher und billiger, als die Tiere zur internationalen Weltraumstation zu schicken. Zudem kann jede beliebige Stufe zwischen normaler Schwerkraft und vollkommener Schwerelosigkeit eingestellt werden.
Es fliegt, es fliegt ...
Menschen kann Liu noch nicht auf diese Weise schweben lassen. Theoretisch wäre es zwar möglich, die Kosten für eine derart große Anlage stehen dem aber derzeit im Weg, sagt er im "New Scientist". Auf die gleiche Art ließen Wissenschaftler der Universität Nijmegen in den Niederlanden bereits einen Frosch und einen Grashüpfer schweben.



Frosch in künstlicher Schwebe.

Die Mäuse übrigens gewöhnten sich mit der Zeit an ein Leben ohne Kontakt zum Boden. Manche hingen bei den Tests drei Stunden in der Luft und haben in der Zeit sogar gegessen und getrunken. Ob das starke Magnetfeld langfristig den Versuchstieren schadet, ist noch unklar.

Mark Hammer, science.ORF.at, 11.9.09
->   Jet Propulsion Laboratory der NASA
->   Schwebender Frosch der Uni Nijmengen
->   New Scientist
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01.01.2010