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Verbot von Gen-Patenten gefordert  
  Die deutsche Bundesärztekammer und die Umweltschutzorganisation Greenpeace haben den sofortigen Widerruf eines Patents auf ein Brustkrebs-Gen gefordert. Das Gen BRCA 1 soll auch bei der Entsehung von Prostata- und Dickdarmkrebs eine Rolle spielen.  
Die Entscheidung des Europäischen Patentamtes, das Gen rechtlich zu schützen, sei eine ''außerordentlich Besorgnis erregende Entwicklung'', erklärt der deutsche Ärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe. ''Die Entscheidung darf keinen Bestand haben und muss sofort korrigiert werden.''
Alle Verwertungsrechte inkludiert
Das Europäische Patentamt (EPA) in München hat der Firma Myriad am 23. Mai das Patent auf das Brustkrebs-Gen erteilt. Wie Greenpeace außerdem herausfand, sichert das Patent der Firma auch die Verwertungsrechte an allen sonstigen Funktionen des Gens. Das Patent verletze laut Greenpeace ''eindeutig ethische Grenzen''.
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BRCA1
Das so genannte BRCA1-Gen ist eines von zwei Brustkrebs-Genen. Es wird neben seiner zentralen Rolle bei bestimmten Fällen von Brustkrebs auch mit Krebserkrankungen von Prostata und Dickdarm in Verbindung gebracht. In diesem Bereich habe die Firma Myriad aber laut Patentschrift nicht geforscht. Die umfassenden Patentrechte gelten aber unabhängig davon.
->   Mehr Information über das BRCA1-Gen
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Generelles Verbot gefordert
Die Ärzteschaft und Greenpeace forderten gemeinsam vom deutschen Bundestag ein generelles Verbot von Patenten auf Gene. ''Das Wissen um die menschliche Anatomie und das Genom des Menschen sind Allgemeingut und keine Handelsware'', betont Hoppe.

Deshalb dürfe der Bundestag die von der EU vorgesehene Patentierbarkeit von Bestandteilen des menschlichen Körpers einschließlich der Gene nicht in deutsches Recht überführen, fordert Hoppe mit Blick auf die erste Beratung des so genannten Biopatentgesetzes.
Unveräußerliches Allgemeingut
Der deutsche Greenpeace-Experte Christoph Then sagt: ''Die Gene von Pflanzen, Tieren und Menschen sind keine Erfindungen der Industrie, sondern unveräußerliches Allgemeingut.'' Deshalb müsse die Patentvergabe auf Gene sofort gestoppt werden.
Forschung nur mit Lizenzgebühren
Mit dem Patent auf das Gen BRCA1 hat Myriad ein Monopol auf alle Funktionen des Gens erhalten, obwohl die Firma nur Verfahren zur Diagnose von Brustkrebs entwickelt habe, kritisiert Greenpeace. Das bedeute, dass andere Wissenschafter und Firmen nur noch mit Zustimmung von Myriad und gegen Lizenzgebühren an BRCA1 forschen und die Ergebnisse verwerten dürfen.

(APA)
->   Myriad Genetics
->   Europäisches Patentamt
->   Brustkrebs - von der genetischen Beratung bis zur Vorsorgeuntersuchung
 
 
 
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01.01.2010