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Wenn der Darm Amok läuft: Morbus Crohn  
  Morbus Crohn ist eine sehr unangenehme chronische Darmentzündung. In den vergangenen 30 Jahren hat die Zahl der Erkrankungen stark zugenommen, seit einigen Jahren stagniert sie. Vielen Patienten muss infolge der Krankheit ein Stück Darm entfernt werden.  
Morbus Crohn macht sich mit Durchfall, Bauchschmerzen im rechten Unterbauch, Schwäche und Gewichtsverlust bemerkbar. An die 10.000 Menschen in Österreich leiden darunter. Es trifft vor allem Erwachsene zwischen 20 und 30.
->   Österr. MC Vereinigung
->   Deutsche MC Vereignung
Viele untertherapiert
Morbus Crohn ist nicht heilbar, kann aber behandelt werden. Der Großteil der Patienten könnte mit Hilfe von Medikamenten an Lebensqualität zurückgewinnen, sagt der Internist Herbert Tilg von der Universitätsklinik Innsbruck. Viele gehen aber erst sehr spät zum Arzt, bei anderen werde die Krankheit nicht erkannt - beide Gruppen bekommen nicht die richtige oder gar keine Therapie.

Wenn sich infolge der Krankheit Fisteln oder Verengungen im Verdauungstrakt bilden, muss meist ein Darmstück entfernt werden. Etwa zwei Drittel der Morbus-Crohn-Patienten müssten einmal in ihrem Leben eine Operation mitmachen, so Tilg. Mit neuen Therapien hofft man, das in Zukunft verbessern zu können.
Langzeittherapie im Test
In einer aktuellen Studie hat die Langzeitbehandlung mit einem gängigen Akutmedikament gute Wirkung gezeigt. Innerhalb von 30 Wochen traten bei etwa 40 Prozent der Patienten keine Krankheitsschübe auf, bei den Patienten ohne Langzeittherapie blieben nur 20 Prozent beschwerdefrei.

Die österreichische MC-Vereinigung weist auf ihrer Homepage jedoch daraufhin, dass die Langzeitnebenwirkungen dieser Methode noch unklar sind.
Wohlstand oder Erbfaktoren?
Morbus Crohn kommt gehäuft in Nordeuropa, Skandinavien und den USA vor, so der Innsbrucker Spezialist. Statt sich der Abwehr von Krankheitserregern zu widmen, greift das Immunsystem körpereigenes Gewebe an.

Bestimmte Lebensweisen in den Industrieländern könnten verantwortlich sein. Dazu kommt die familiäre Häufung, erst vor kurzem wurde ein genetischer Defekt in Zusammenhang mit Morbus Crohn nachgewiesen.
Übeltäter Nod2
Unabhängig voneinander haben zwei Forschergruppen ein beteiligtes Gen identifizieren können. Sowohl eine europäische Gruppe vom Institut National de la Santé et de la Recherche Medicale als auch Wissenschaftler von der University of Michigan sind sich einig: Das Gen Nod2 ist an der Erkrankung beteiligt.

Sein Proteinprodukt findet sich in Abwehrzellen des Immunsystems, den Monocyten, deren Aufgabe das Aufspüren und Vernichten von Eindringlingen ist. Nod2 kann auch in einer zweiten Version vorkommen. Etwa 15 Prozent der Morbus-Crohn-Patienten besitzen der Studie zufolge ein verkürztes Protein aufgrund eines defekten Gens.

Sind beide Genkopien fehlerhaft, steigt die Erkrankungsrate um das 15- bis 20-fache. Aber warum dies zu Entzündungen führt, ist den Forschern unklar.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010