News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
HIV-Superinfektion durch Vermischung der Virusstypen  
  HIV-Positive gehen durch ungeschützten Sex mit HIV-Positiven ein hohes Risiko ein. Wie eine kanadischer Studie zeigt, besteht die Möglichkeit einer Superinfektion: einer Zweitinfektion mit einem neuen Virus.  
Der kanadische "case report" berichtet erstmals von einer Superinfektion zwischen HIV-Positiven. Ein Mann hatte viele Jahre mit einer geringen Virusbelastung gelebt. Nach sexuellem Kontakt mit einem anderen HIV-Infizierten Mann stieg seine Virusbelastung plötzlich an. Die Blutprobe zeigte ein Gemisch von verschiedenen Viren, die teilweise seinen und teilweise den Viren des anderen Mannes ähnelten.

Der Zustand seines Immunsystems verschlechterte sich nach der Superinfektion deutlich, heißt es in dem "case report". In den ersten Wochen einer Neu-Infektion ist die Gefahr einer Vermischung von Viren am größten. Denn es gilt als gesichert, dass es während der akuten HIV-Infektion zu einer Kombination des Erbmaterials von Virus-Subtypen kommen kann.
Quasispezies und Resistenzen
Besonders schwerwiegend kann sich eine Super-Infektion mit resistenten Viren auf das Leben HIV-Positiver auswirken. Aufgrund der hochaktiven Therapien und den steigenden Zahlen an Resistenzentwicklungen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass resistente Viren übertragen werden.

Der Grund ist: jeder Infizierte entwickelt im Körper eine Quasispezies von HI-Viren, die sich optimal an das Umfeld anpassen. Bekanntlich ist der Virus dazu fähig, sich sehr rasch zu verändern und durch Mutationen auf neue Umweltbedingungen einzugehen. Eine Behandlung mit Medikamenten ist eine solche.

Ein fremdes Virus könnte plötzlich einen Vorteil gegenüber den Quasispezies haben. Und zwar dann, wenn es auf die eingesetzten Medikamente aufgrund vorhergegangener Resistenz-Mutationen nicht mehr reagiert. Die Folge ist, dass keine Medikamente mehr wirken und die Betroffenen keine Möglichkeit mehr haben, gegen die Viren anzukämpfen.
Ungeschützter Sex
"Sehr viele Infizierte nehmen die Gefahr von Superinfektion und Virenresistenz nicht ernst genug und machen ungeschützt Sex", sagt der Präventionsexperte der Aids-Hilfe Wien Frank Amort. "Generell ist das Problem, dass Virentypen und Vermischungen auftreten können, die resistent gegen die derzeit vorhandenen Medikamente sind.

Das ist der unberechenbare Faktor. Deshalb muss man betonen, dass die Therapie viel an Lebensqualität gebracht hat, aber auch viel an Gefahren birgt. Sie ist aber sicherlich keine Lösung des Problems. Die einzige Lösung ist safer sex. Auch zwischen HIV-Positiven."

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   Den Schlachtplan des Virus entschlüsseln
->   Aids 2005: Weltweit 148 Milliarden Schilling nötig
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010