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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Aus für den Amazonas-Regenwald?  
  Ein US-Forscher hat mit Hilfe eines mathematischen Modells die Lebensspanne des Amazonas-Regenwaldes neu berechnet. Die Ergebnisse sind drastisch: Schon in zehn Jahren könnte es zu spät sein, um die völlige Zerstörung des tropischen Feuchtgebietes noch aufzuhalten.  
James Alcock, Professor für Umweltwissenschaften an der Pennsylvania State University, präsentierte seine Forschungsergebnisse bei einer gemeinsamen Tagung der Geology Society of America und der Geology Society of London, die im Augenblick im schottischen Edinburgh stattfindet.
Verödung in nur 40 Jahren
Mit Hilfe des Computers hat der Forscher für den Amazonas-Regenwald eine Prognose aufgestellt, die weitaus drastischer ausfällt, als bisher publizierte Studien: Schon innerhalb von 40 Jahren, so glaubt Alcock, könnte das tropische Ökosystem völlig veröden. Und schon in zehn bis 15 Jahren könnte es zu spät sein, die Zerstörung noch aufzuhalten.
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Amazonas-Regenwald
Der Amazonas-Regenwald befindet sich im Becken des südamerikanischen Flusses Amazonas. Wie alle tropischen Regenwälder zeichnet er sich aus durch üppige immergrüne Vegetation und eine äußerst vielfältige Tierwelt. Vorherrschend in der Flora sind immergrüne, durchschnittlich bis 60 Meter hohe Bäume der verschiedensten Familien, meist mit hoch aufstrebenden Stämmen, wenig verzweigten Kronen und ledrigen, glänzenden, elliptisch geformten Blättern. Im Waldinnern ist die Luft fast feuchtigkeitsgesättigt. Berüchtigt sind die zahlreichen Kletterpflanzen (hauptsächlich Lianen), die in ihrem Streben nach Licht ganze Baumkronen umspinnen können. Daneben finden sich zahlreiche weitere Pflanzen wie Farne, Mangroven, Passionsblumen und Orchideen. Zur Fauna gehören unter anderem Sumpfhirsche, Tapire, Ameisenbären, Gürteltiere, Wasserschweine, die stark bedrohten Flussdelfine, der Schlammspringer, diverse Affenarten, Papageien und Kolibris, die kleinsten Vögel der Welt.
->   Mehr zum Amazonas-Gebiet auf www.brasilien.de
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Regenwälder abhängig vom Niederschlag
Gerade Regenwälder sind von einer hohen Menge täglichen Niederschlags abhängig. Der Wald speichert normalerweise das Wasser und gibt es über die Verdunstung wieder an die Atmosphäre ab, die es schließlich erneut abregnet.

Auf diese Weise entsteht ein komplexer Wasserkreislauf, der allerdings, so Alcock, auf eine gesunde Vegetation angewiesen ist. Ohne diese sei es nicht zu verhindern, dass der Wald zunehmend an Feuchtigkeit verliere und somit das gesamte Ökosystem instabil werde.
25 Prozent des Amazonas schon abgeholzt
Alcock geht davon aus, dass bereits rund 25 Prozent des Regenwaldes im Amazonas-Gebiet abgeholzt wurden. Diese Zahl zusammen mit den Daten über das komplexe Wechselverhältnisses von Vegetation und Klima lässt ihn seine drastische Prognose stellen.

Pläne zur Bewahrung kleinerer Areale des Amazonas-Beckens hält er zudem für nicht sehr sinnvoll. Denn, so Alcock, die Schäden des gesamten Ökosystems würden zwangsläufig zu einer Verminderung der Niederschlagsmenge führen, die notwendig sei für die Vegetation.
Wirtschaftliche Situation als Problem
Ein weiteres Problem sieht der Wissenschaftler in der schwierigen wirtschaftlichen Situation der betreffenden Länder. Man könne schließlich nicht den Regenwald auf Kosten der Menschen schützen, die dort in Armut leben.
Übertriebene Darstellung?
Doch gibt es auch kritische Stimmen zu dem düsteren Szenario, das Alcock zeichnet. Philip Stott, Professor für Biogeografie an der Universität von London gibt sich in einem BBC-Interview weitaus optimistischer.

Das von Alcock gezeichnete Modell scheine ihm politische, ökonomische und ökologische Bedingungen allzu vereinfacht darzustellen. "Viele Forscher halten die Schätzungen der Abholzung im Amazonas-Regenwald für weit übertrieben", meint Stott. Noch seien rund 87 Prozent des Waldes intakt, vielleicht liege die Zahl sogar noch höher.

(red)
->   Geology Society of America
->   Geology Society of London
->   Daten zur Situation des Amazonas-Regenwaldes
 
 
 
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01.01.2010