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Männlicher Schönheitskult mit fatalen Folgen  
  Der Schönheitskult, der seit längerem die Frauen belastet, hat jetzt auch die Männerwelt erfasst. Für die Männer kann das fatale Folgen für ihre psychische Gesundheit haben, zeigen zwei Untersuchungen aus Österreich.  
Unterscheidungsmerkmal Körper
Frauen machen den Männern immer mehr einstige Männerdomänen streitig. Das Einzige, worin Männer sich heute noch eindeutig von Frauen unterscheiden können, ist ihr Körper.

Bierbauch, schwabbelige Muskel und schmale Schultern sind out. Wer ein richtiger Mann sein will, muss auch so aussehen. Dieses Bild geben Zeitschriften, die Werbung und Filme vor, und offenbar hat es sich auch in den Köpfen der Männer festgesetzt.
Magersüchtige und Bodybuilder: Gestörte Körperbilder
Das männliche Idealbild mit schlanker Taille, breiten Schultern und ausgeprägten Muskeln können aber nur die wenigsten Männer erreichen. Dieser Druck hat für manche fatale Folgen.

Die Innsbrucker Psychiaterin Barbara Mangweth untersuchte Bodybuilder und Männer mit Eßstörungen und fand heraus, dass beide unter einem gestörten Körperbild leiden können und damit unter Depressionen und anderen psychischen Störungen
->   Die Untersuchung: "Body image and psychopathology in male bodybuilders"
Nicht jeder 'Körper-Bilder' ist psychisch krank
Magersüchtige Männer hungern, obwohl sie schon ungesund dünn sind, und fühlen sich trotzdem noch zu dick. Bodybuilder mit gestörtem Körperbild trainieren mehrere Stunden täglich und haben trotz ausgeprägter Muskel immer noch Angst, zu schmächtig zu sein.

Doch nicht jeder Mann, der seinen Körper bildet, ist psychisch krank. Der Vergleich mit Sportkletterern ergab, dass diese zwar auch darauf achten, schlank zu bleiben und ihre Muskel zu trainieren. Sie haben aber offenbar eine gesündere Einstellung zu ihrem Körper.
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Wie wichtig sind Muskeln?
Alle befragten Männer hatten jedoch ein gemeinsames Idealbild von einem Mann: Ein Mann muss Muskel haben, um einer Frau zu gefallen. Der Vergleich mit Frauen ergab jedoch, dass sie gar nicht so sehr auf Muskelprotze stehen.
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Männer leiden unter Idealbildern
Auch die beiden Sozialwissenschaftlerinnen Birgit Buchinger und Beate Hofstadler haben Männer über ihre Einstellung zum Körper, zum Essen und zur Sexualität befragt und herausgefunden, dass Männer unter dem vermeintlichen Idealbild leiden.
->   Solution, Sozialforschung & Entwicklung
Täglicher Leistungsbeweis
Männer, so fassen die beiden Wissenschaftlerinnen ihre Studie zusammen, müssen jeden Tag beweisen, dass sie männlich sind. Waren es früher nur Erfolg im Beruf, ein schnelles Auto oder eine tolle Frau, so ist es heute immer häufiger auch der Körper, der diesem Leistungsdruck unterstellt wird.

Männer leiden, wenn sie nicht schön oder nicht erfolgreich genug sind, doch gleichzeitig dürfen sie es niemals zugeben. Wer unter Männern über Probleme spricht, gilt als Schwächling und damit nicht mehr als richtiger Mann.

Aus dem Verleugnen der Probleme entsteht ein Teufelskreis, aus dem Mann nicht mehr ausbrechen kann. Depression und Aggression sind dann häufig das Überdruckventil für aufgestaute Gefühle.
Adonis-Komplex der neuen Männer
Harrison G. Pope, Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School in den USA, hat für die Probleme der "neuen" Männer mit ihrem Körper den Begriff "Adonis-Komplex" geprägt. Unter dem gleichnamigen Titel haben er und seine Kollegen ihre jahrelangen Studien als Buch veröffentlich. Vor kurzem ist "Der Adonis-Komplex" auch auf deutsch erschienen.
->   Der Adonis-Komplex
->   Harvard Medical School
Veränderungen sind schon im Gange
Die aktuellen Studien zeigen aber auch, dass die ersten Männer ausbrechen und sich nicht mehr ständig von ihren Geschlechtsgenossen unter Druck setzen lassen wollen. Sie fangen an, ihre Probleme zuzugeben und darüber zu reden, häufig aber nur gegenüber Frauen.

Sonja Bettel, Modern Times
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->   Modern Times
 
 
 
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01.01.2010