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Atapuerca und die ersten 'Europäer'- Teil 3  
  Der Entdeckungen menschlicher Fossilien im nordspanischen Atapuerca führte zu einer Neubewertung der Abstammung des Menschen, insbesondere der ersten Europäer. Aus der Analyse jener Funde und Ergebnisse entstand ein neues Evolutionsmodell, dass die Rätsel unserers Ursprunges klären will.  
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Die ersten Europäer - Teil2
In Teil 2 der Serie "Die ersten Europäer" entwarfen Antonio Rosas und Markus Bastir einen Überblick über die Bedeutung und den Ausgrabungsort des nordspanischen Atapuerca für die Abstammung des Menschen und der ersten Europäer.
->   Atapuerca und die ersten Europäer - Teil 2
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Die ersten Europäer - Teil1
In Teil 1 der Serie "Die ersten Europäer" entwarfen Antonio Rosas und Markus Bastir einen eingehenden Abriss wichtiger Fragen der menschlichen Abstammung und Herkunft. Sie untersuchten dabei klassische Fragestellungen und Probleme der modernen Paläoanthropologie. Und sie beschrieben die Spuren, die aus der Vergangenheit unserer Vorfahren zu den ersten Europäern führten.
->   Die ersten Europäer - Teil 1
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Ein neues Evolutionsmodell
Die einzigartige Kombination primitiver und moderner morphologischer Eigenschaften, etwa der Zähne, die an Homo ergaster, der zwischen 1.8 und 1.4 Mio. Jahren in Afrika lebte, erinnern, das zweifellos grazile, moderne Gesicht heutiger Menschen und Merkmale des Unterkiefers und dessen vordere Zähne, die an die Menschen des Mittleren Pleistozäns denken lassen, sowie das hohe Alter der TD6 Fossilien machten es unmöglich, sie einer bestehenden Spezies zuzuordnen.

Aus all diesen Gründen publizierte das Forschungsteam Atapuerca 1997 in Science (276) die Resultate der morphologischen und stammesgeschichtlichen Analysen und als Konklusion die Einführung einer neuen Spezies, Homo antecessor, der vorausgehende Mensch, der Pionier. Dies erforderte allerdings auch eine Umgestaltung des bisher gültigen Stammbaumes des Menschen (siehe Bild).
Die Abstammung von Homo antecessor - der erste Europäer
 


Homoergaster-Hypothese
Homo antecessor repräsentiert den letzten gemeinsamen Vorfahren der Neandertaler und uns selbst. Wir sind der Meinung, dass sich Homo antecessor in Afrika vor etwas mehr als einer Million Jahren aus Homo ergaster entwickelt hatte. In weiterer Folge hatten manche Populationen dieser Menschenform Afrika verlassen und sind in den Rest der Alten Welt eingewandert.

Bis heute ist seine Präsenz lediglich in Europa gesichert, aber auch asiatische Fossilien (Nanjing) könnten in dieser Sicht interpretiert werden. Seine evolutionäre Weiterentwicklung führte in Europa zu Homo heidelbergensis, einer Spezies - so die Autoren, die hiermit im engeren Sinne nur auf Europa beschränkt wäre, und dann schließlich zu den Neandertalern.
Entstehung des modernen Menschen
Entsprechend dieser Hypothese brachte die Evolution derjenigen Gruppen, die aber in Afrika verblieben waren, die Linie hervor, aus der in späterer Zeit wir selbst entstanden sind, Homo sapiens, der anatomisch moderne Mensch.

Theoretische Kandidaten dieser Entwicklungslinie wären dann logischerweise die afrikanischen Funde, wie etwa Bodo, Kabwe (früher Broken Hill I) und Ndutu, die dann einer eigenen Kategorie, etwa H. rhodesiensis, zugeordnet werden sollten, ein Vorschlag, der auch schon von englischen Wissenschaftern gemacht worden ist.
Hält theoretisches Modell der Praxis stand?
Es handelt sich hierbei um mehr als nur um eine Umverteilung von Namen und Begriffen. Durch unterschiedliche systematische Zuordnungen sind auch eine Vielzahl an biologischen Evolutionsprozessen betroffen.

Zukünftige Fossilienfunde, vor allem aus Afrika und aus dem Nahen Osten, werden zum Test dieser Hypothesen herausfordern. Sie werden zeigen, ob sich dieses theoretische Modell entweder kongruent aufrecht erhalten lässt, oder - wie es in der Wissenschaft, und vor allem in der paläontologischen Forschung, so oft passiert - ob die Theorie erneut zu aktualisieren sein wird.

Antonio Rosas und Markus Bastir
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Antonio Rosas
Dr. Antonio Rosas arbeitet als Paläoanthropologe und Titularforscher am CSIC und ist Direktor der Abteilung für Paläobiologie am Museo Nacional de Ciencias Naturales in Madrid. Er ist weiters Gründungsmitglied der Forschungsgruppe Atapuerca und Leiter des Ausgrabungsorts Sima del Elefante.
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Markus Bastir
Mag. Markus Bastir studierte Anthropologie in Wien und Madrid. Er arbeitet gegenwärtig als Doktoratsstudent und Stipendiat an der Abteilung für Paläobiologie am Museo Nacional de Ciencias Naturales und an der Universidad Autónoma in Madrid. Er ist seit 1999 Mitarbeiter des Forschungsteams Atapuerca.
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->   Mehr zu Atapureca
->   Museo Nacional de Ciencias Naturales
->   Allgemeine Hintergrundinfos zur Evolution
Originalartikel in "Science" (Science 1997 May 30; 276: 1392-1395) unter dem Titel "A Hominid from the Lower Pleistocene of Atapuerca, Spain: Possible Ancestor to Neandertals and Modern Humans".
->   Originalartikel in 'Science' (kostenpflichtig)
 
 
 
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01.01.2010