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Kannibalische Galaxien  
  Galaxien verhalten sich manchmal wie Kannibalen: Große Spiralgalaxien wie unsere Milchstraße und die benachbarte Andromeda-Galaxie sind offenbar nur auf Kosten ihrer Umgebung so groß geworden.  
Das schließt eine internationale Forschergruppe unter Leitung von Rodrigo Ibata von der Universitätssternwarte Strassburg aus ihren Beobachtungen der rund drei Millionen Lichtjahre entfernten Andromeda-Galaxie in der aktuellen Ausgabe von "Nature"(Bd. 412, S. 49).

Damit scheint sich auch abzuzeichnen, dass die Entstehung von Galaxien ein lang währender Prozess ist, der auch heute noch andauert.
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Andromeda
Die Andromeda-Galaxie ist die größte und naheste Spiralgalaxie der lokalen Gruppe. Ihre Größe beträgt etwa 180.000 Lichtjahre im Durchmesser, hiermit ist sie größer als unsere eigene Milchstraße mit ihren 100.000 Lichtjahren Durchmesser. Andromeda ist über 2,2 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Bereits im Jahre 1924 hat Edwin Hubble (1898- 1953) in den äußeren Spiralarmen Einzelsterne auflösen können. Er konnte hier Cepheiden, Novae, Riesensterne, Kugelsternhaufen und Interstellare Materie nachweisen. Betrachtet man die Galaxie, erkennt man deutlich den großen Anteil Interstellarer Materie in den Spiralarmen. Hier liegen die Kinderstuben vieler junger Sterne. Die Zone der Interstellaren Materie ist um die Hauptebene des Systems angeordnet. In den äußeren Randzonen sind keine Staubwolken ersichtlich.
->   Mehr zur Andromeda-Galaxie
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Hoher Anteil schwerer Elemente
Jedes Sonnensystem hat eine ganz bestimmte chemische Zusammensetzung. Seine Lage im Raum lässt Rückschlüsse auf seine chemische Zusammensetzung zu und umgekehrt. Man kann sagen, je mehr schwere Elemente wie Eisen in einem Sonnensystem vorhanden sind, desto näher am Zentrum einer Galaxie befindet es sich.

Die Astronomen entdeckten in den Außenbezirken unseres kosmischen Nachbarn eine Gruppe von Sternen jüngerer Generation. Sie passen nicht in ihre ältere Nachbarschaft, weil sie im Vergleich einen relativ hohen Anteil an schweren Elemente besitzen.

Schwere Elemente sind im Universum erst durch Sonnen der ersten Generation entstanden, deshalb gilt ihr relativer Anteil als Maß für das Alter eines Sterns. Sonnen mit einem hohen Anteil schwerer Elemente müssen jünger sein, weil diese Elemente erst in ihren Vorgänger-Sternen entstanden und dann bei einer Sternexplosion im Kosmos verstreut worden sein können.
Fragliche Sterne später entstanden
Daher müssen auch die fraglichen Sterne in den Außenbezirken der Andromeda-Galaxie viel später entstanden sein als ihre Nachbarsonnen. Einen wichtigen Hinweis auf den Ursprung der jüngeren Sterne liefert ihre räumliche Anordnung: Sie liegen alle auf einer Linie, die zwei kleinere Nachbargalaxien des Andromeda-Systems verbindet.

Diese Linie zeigt auf eine Ausbuchtung, die bei einer dieser beiden Nachbargalaxien erkennbar ist.
Wenn Sterne geboren werden
Sterne entstehen in interstellaren Gaswolken. Das Innere dieser Wolken ist vor energiereicher UV-Strahlung geschützt, weswegen sich dort sehr komplexe Moleküle bilden können. Entscheidend ist das Wechselspiel zwischen der Gravitationskraft und dem Gasdruck der Wolke. Während der Druck ansteigt, erhöht sich auch die Temperatur der Wolke, die zusätzlich noch durch ultraviolettes Licht von anderen Sternen erwärmt wird. Dann erhöht sich die Dichte und das dichte Gas kühlt effizient, wodurch der thermische Druck verringert wird und weiteres Material nachströmen kann, usf. Das umliegende Gas zieht sich zu einem gewaltigen Ball zusammen, sobald die Gaskugel genug Masse hat, kann sie im Kern die Wasserstofffusion entfachen. Um den neuen jungen Stern dreht sich noch eine rotierende Staubscheibe, quasi die Geburtsplazenta.
Sternenentstehung
In dieser Galaxie läuft der Prozess der Sternentstehung auch heute noch ab. Die Forscher gehen daher davon aus, dass es sich bei den jungen Sternen im Halo der Andromeda-Galaxie um Sonnen handelt, die bei einer engen Begegnung zwischen der Andromeda-Galaxie und ihren beiden Nachbarsystemen von der viel stärkeren Anziehungskraft der großen Spiralgalaxie eingefangen wurden.
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Ein Halo...
Haloerscheinungen sind Lichtbögen und Lichtflecken am Himmel, die durch Brechung und Spiegelung des Lichts an Eiskristallen hervorgerufen werden. Eiskristalle, die zur Halobildung Anlaß geben, finden sich vor allem in hohen Wolken der Gattung Cirrus und Cirrostratus. Daneben können Halos in fallenden Schneekristallen, im Eisnebel, auf Schneedecken und auf mit Reif überzogenen Flächen beobachtet werden. Im Gegensatz zum Regenbogen sind diese atmosphärischen Erscheinungen kaum jemandem bekannt. Bei einer Galaxie versteht man unter Halo die Materie, die sich in den Aussenregionen rund um die Galaxie verteilt und nur sehr schwach leuchtet, und daher kaum erkennbar ist.
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Da solche Begegnungen in kosmischen Maßstäben keine Seltenheit sind und ähnliche Sternströme auch schon in den Außenbezirken unserer Milchstraße gefunden wurden, könnte auch die Entstehung anderer großer Spiralgalaxien auf diese "räuberische" Weise abgelaufen sein.

(APA/red)
->   Mehr zur Adromeda-Galaxis auf dem NASA-Site
->   Originalartikel in 'Nature' (Bd. 412, S. 49, kostenpflichtig)
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01.01.2010