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Gefährliche Beifahrerin: Müdigkeit am Steuer  
  Jeder dritte Verkehrsunfall wird durch Übermüdung verursacht. Gerade zu Beginn der Schulferien in Westösterreich muss davor gewarnt werden, sich übermüdet ans Steuer eines Autos zu setzen.  
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Manfred Walzl, der Leiter des Fachbereichs für Schlafmedizin an der Landesnervenklinik Graz, schrieb zu diesem Anlass einen Gastbeitrag für science.orf.at.
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Übermüdung wirkt wie Alkohol
Ein Beitrag von Manfred Walzl

Sommer, Sonne, Urlaub. Doch die Fahrt in die Ferien kann zum - leider oft tödlichen - Risiko werden. Gerade jetzt zur Urlaubszeit ist sie nämlich ständige Beifahrerin in unseren Autos: die Müdigkeit am Steuer.

Rund 24 Prozent aller tödlichen Unfälle und jeder dritte Verkehrsunfall insgesamt werden bereits durch Schlafstörungen und Übermüdung verursacht. Ein Problem, das dem Alkohol am Steuer gleichzusetzen ist ...
Unfallwahrscheinlichkeit steigt um 630 Prozent
Wer sich übermüdet ins Auto setzt, wer in einer Nacht nur drei oder vier Stunden geschlafen hat, reagiert am nächsten Tag so, als habe er 0,5 Promille Alkohol im Blut. Eine einzige schlaflose Nacht steigert diesen Wert sogar auf eine Reaktion wie bei 0,8 Promille.

Und: Auf Grund internationaler Studien weiß man, dass Schlafstörungen die Unfallwahrscheinlichkeit um nicht weniger als 630 Prozent (!) steigen lassen.
Keine Hetzjagd in den Urlaub
Grund genug, sich die "Hetzjagd in den Urlaub" gründlich zu überlegen. Wer sich nicht ausgeruht ans Steuer setzt, wer nach einem Arbeitstag die Nacht durchfahren will, geht ein hohes Risiko ein, das nicht nur ihn selbst, sondern auch die Mitfahrer, Familie und andere Verkehrsteilnehmer trifft.
Zwei Millionen leiden unter Schlafstörungen
Und diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Schon mehr als zwei Millionen Österreicher leiden unter Schlafstörungen, die eine erhebliche Tagesmüdigkeit zur Folge haben können.

Wobei vor allem zwei Zeiträume zu beachten sind: jener zwischen zwei und vier Uhr früh und jener zwischen 14.00 und 15.00 Uhr. In dieser Zeit arbeitet unser Körper auf "Schongang" , die Fehlerquoten und Unfallraten steigen.
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Schlafstörungen
Schlafstörungen betreffen etwa 26 Prozent der Bevölkerung, also etwa zwei Millionen Österreicher und Österreicherinnen. Sie stellen einen hohen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar und führen zu starker Tagesmüdigkeit.

Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass sie das Unfallrisiko bei Fernfahrern um etwa 130 Prozent (Stoohs et al.) und das allgemeine Unfallrisiko sogar um 630 Prozent steigern (Teran-Santoz et al.). Schätzungen gehen davon aus, dass Schlafstörungen weltweit Einbußen der Produktivität von jährlich rund 5,6 Billionen Schilling verursachen.
->   Mehr über Schlafstörungen
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Achtung auf die Zeit vor den Pausen
Besonders gefährlich: jenes Intervall vom Beschluss, eine Pause einzulegen, bis zum Erreichen eines Parkplatzes. In dieser Zeit ist man bereits "abgemeldet", unkonzentriert und schläft umso leichter ein.

Nach neuen schlafmedizinischen Untersuchungen lässt sich damit auch eine zunehmende Unfallhäufigkeit in unmittelbarer Nähe des Wohn- oder Ferienortes erklären.
Was ist bei einer Ferienreise also zu tun?
- Decken Sie ihren täglichen Schlafbedarf. Schlafen Sie vor allem einige Nächte ausreichend, wenn eine längere Autofahrt bevorsteht.

- Achten Sie auf das Schlafritual (Schlaf-wach-Zyklus).

- Reduzieren Sie den Stress vor Urlaubsbeginn (alles, was entspannt, ist schlaffördernd und reduziert das Unfallrisiko).

- Kaffee und Zigaretten sind keine Mittel, um wach zu bleiben!

- Meiden Sie während der Fahrt schwere und reichliche Kost. Zu empfehlen sind leicht aufschließbare Kohlehydrate (Brot, Nudeln, Reis, Gemüse), Obst und Mineralwasser.

- Legen Sie mindestens alle drei Stunden eine Pause ein und wechseln Sie sich - wenn möglich - beim Fahren ab.
 
 
 
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01.01.2010