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Bildungsministerin Elisabeth Gehrer zieht Bilanz  
  Für Bildungsministerin Elisabeth Gehrer geht mit dem Schulschluss auch ein heißes bildungspolitisches Jahr zu Ende: Das neue Universitätslehrerdienstrecht, das nun auch im Nationalrat beschlossen wurde, war ebenso heftig umstritten, wie die Neuregelung der Lehrerbezahlung in den Schulen.  
Und insbesondere AHS-Lehrer in Wien haben bereits gedroht, aus Unzufriedenheit mit Ihrem neuen Dienstrecht im Herbst Schulveranstaltungen zu boykottieren.
OECD-Bericht ist Bestätigung und Auftrag
Der jüngste OECD-Bericht "Education at a glance" stellt in manchen Punkten für Österreich kein besonders gutes Zeugnis aus: Man studiert hier am längsten und am teuersten, das Schulsystem ist relativ teuer, die Lehrer stehen vergleichsweise wenig in der Klasse, die Akademikerquote ist relativ gering.

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer sieht darin einerseits die Bestätigung dafür, dass Österreich sehr viel in sein Bildungssystem investiert. Andererseits sei die OECD-Studie aber auch ein Auftrag:

"Dass wir noch Dinge verbessern müssen, das ist außer Streit. Wir müssen mehr Bachelor-Studien anbieten, wir müssen dafür sorgen, dass die jungen Menschen in der vorgesehenen Zeit ihre Studien absolvieren können; es ist wichtig, neue Studienangebote zu machen, es ist wichtig, in den Fachhochschulbereich zu investieren. Das sind alles Zukunftsaufgaben."
Wer keine Studienbeiträge zahlt, studiert nicht
Wenn die Hochschülerschaft dazu aufruft, die Studienbeiträge zu boykottieren, dann müsse sie sich ihrer Verantwortung bewusst sein, sagt Gehrer:

"Der Nationalrat hat ein Gesetz beschlossen, wonach es einen moderaten Studienbeitrag von 5000.- Schilling pro Semester gibt. Dieser Studienbeitrag deckt etwa zehn Prozent der tatsächlichen Kosten, die für einen Studierenden anfallen, die sind nämlich 110.00.- Schilling im Jahr oder mehr.

Und es ist sehr einfach: Wer den Studienbeitrag einzahlt, ist angemeldet, hat Anrecht auf die Familienförderung, auf Stipendien, auf die Versicherung und hat das Anrecht, Prüfungen abzulegen. Wer nicht einzahlt, hat dieses Anrecht nicht."
Uni-Lehrer: vorgezogene Nachbesetzungen zwischenfinanzieren
Das Universitätslehrerdienstrecht ist zwar im Nationalrat beschlossen worden. Von Universitätsseite war zuletzt aber kritisiert worden, dass für die in dem Zusammenhang vereinbarte vorzeitige Besetzung von 500 freiwerdenden Dienstposten die Finanzierung ungeklärt sei. Sollte das Geld dafür aus dem Wissenschaftsbudget kommen, so widerspreche das den Abmachungen, hieß es von Universitätsseite.

Ministerin Gehrer sagt, die Vereinbarung erlaube einerseits, freiwerdende Professorenposten so rechtzeitig auszuschreiben, dass eine nahtlose Nachfolge gewährleistet sei:

"Darüber hinaus ist jede Universität aufgerufen, ein Profil zu entwickeln. Und wenn die Universität dann Schwerpunkte setzt, dann kann sie einen Dienstposten, der vielleicht in ein oder zwei Jahren frei wird, etwas früher besetzen. Wir werden dafür sorgen, dass wir beim Rat für Forschung und Technologieentwicklung für diesen Forschungsschwerpunkt einen Antrag stellen und da eine Zwischenfinanzierung erhalten."
->   Streit um 500 Professoren-Stellen geht weiter
Die Forderung, alle 500 vorgesehenen Dienstposten sofort nachzubesetzen, sei völlig unrealistisch, sagt Gehrer.

"Da frage ich: für wen, wozu und in welchen Räumlichkeiten. Außerdem braucht es das nicht. Wozu sollen wir jetzt alle nachbesetzen: Wir werden weniger Studierende im Herbst haben und da soll ich 500 Dienstposten zusätzlich besetzen, das ist doch eine unsinnige Forderung."
Lehrer-Boykott: 'Das ist nicht mein Lehrerbild'
Ein Lehrer werde für eine Jahresarbeitszeit von 1792 Stunden bezahlt, davon seien etwa 700 - 800 Stunden Unterricht in der Klasse, sagt Gehrer.

"Der Rest ist Vorbereitung, Nachbereitung, Projektarbeit, Projektwoche, Schiwoche, Elternarbeit, Konferenzen, Weiterbildung, das alles gehört zum Lehrersein dazu. Ich glaube, man muss das alles wirklich auf den Boden der Realität bringen. Mir tut diese Diskussion deswegen so leid, weil einige, die da aus unerfindlichen Gründen frustriert nicht mehr für die Schüler arbeiten wollen, wirklich dem ganzen Berufsbild der Lehrerschaft schaden."

Es gebe in Wien viele engagierte AHS-Lehrer, die wie bisher mit den Schülern weiterarbeiten wollen, sagt die Ministerin.

Aber man könne in kein Gesetz hineinschreiben, wann und wo welche Projektwoche zu machen sei, wann und wo fächerübergreifend zu arbeiten sei.
Boykott als Verletzung der Dienstpflicht?
Der Lehrer habe die Aufgabe, nach neuesten Methoden mit den Schülern und Schülerinnen zu arbeiten. Die Arbeit in der Schule liege in der Verantwortung des einzelnen Lehrers, sagt die Ministerin:

"Und deswegen kann man da nicht sagen, er begeht eine Dienstpflichtverletzung. Aber auf alle Fälle ist das nicht das Lehrerbild, das ich mir vorstelle.

Lehrer und Lehrerinnen werden im Herbst sehr wohl und mit Freude mit ihren Schülern und Schülerinnen auf Schiwoche oder auf Sprachenwoche gehen. An die anderen wenigen muss man appellieren - und wenn der Schulgemeinschaftsausschuss beschließt, dass eine derartige Woche gemacht wird, dann ist es eine Dienstpflicht des Lehrers, diese Woche auch durchzuführen."

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010