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Zwangsstörungen bei Kindern  
  Drei bis vier Prozent aller Kinder und Jugendlichen leiden unter einer Zwangsstörung. Immer wieder müssen sie bestimmte Rituale ausführen und werden unruhig, wenn man sie daran zu hindern versucht.  
Wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Augsburg berichtet, lassen sich schon bei Sechsjährigen solche Erkrankungen diagnostizieren, die über das normale Maß an kindlichen Ritualen hinausgehen. Meist beginnen sie jedoch im Alter von zwölf bis 14 Jahren.
Ritualisierter Alltag
Die Rituale nehmen den Experten zufolge einen Großteil der Zeit der jungen Patienten ein und werden von diesen oft selbst als quälend erlebt. Doch es gelinge den Kindern nicht, sich davon zu lösen.

Oft versuchten sie, ihre Familie einzubeziehen, indem sie verlangten, dass alle sich an ihre Regeln hielten. Manche würden dabei sehr aggressiv und tyrannisierten Eltern und Geschwister.
Oft nicht behandelt
Die Mediziner und Therapeuten kritisierten, dass Zwangsstörungen von Kindern nur in rund fünf Prozent der Fälle angemessen behandelt werden.

"Viele Eltern wissen nicht, dass es sich bei den nervenaufreibenden Ritualen ihrer Kinder um den Ausdruck einer ernst zu nehmenden Krankheit handelt", sagte der DGPPN-Sprecher Peter Falkai. Empfehlenswert sei eine Kombination aus Verhaltens- und medikamentöser Therapie.
Medikamente und Verhaltenstherapie ...
Während die sonst als Antidepressiva eingesetzten Medikamente, die so genannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, in 60 bis 70 Prozent der Fälle zu einer Verbesserung der Symptome führten, könne mit der Verhaltenstherapie ein langfristiger Heilungserfolg erreicht werden, betonte Falkai.

Das Kind werde dabei gezielt mit Situationen konfrontiert, die bei ihm zwanghaftes Verhalten auslösten, zum Beispiel bei Waschzwang mit Schmutz. Zugleich werde es daran gehindert, dem Impuls nachzugeben, sich zu waschen. Dadurch solle es lernen, dass kein Unglück passiere, wenn es seinem Zwang widerstehe.
... sonst drohen weitere Krankheiten
Die Experten warnten vor weiteren psychischen Symptomen, wenn Zwangserkrankungen nicht behandelt werden. So litten 70 Prozent der erwachsenen Zwangserkrankten unter einer Persönlichkeitsstörung, 40 Prozent entwickelten früher oder später eine Depression.

Je früher daher die betroffenen Kinder und Jugendlichen therapiert würden, desto besser seien sie auch im Erwachsenenalter sozial integriert.

(AP/red)
->   Deutsche Gesellschaft für Zwangserkrankungen
->   Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde
 
 
 
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01.01.2010